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»Es braucht
die Einsicht bei Verarbeitern, Köchen und Konsumenten, dass der Fisch nicht nur aus Filets oder Loins besteht.
gegen eine rotierende perforierte Trommel drückt, werden deshalb meist bevorzugt.
Suche nach Nutzungsalternativen hat längst begonnen
Ein wichtiger Schritt zur besseren Verwertung der Rohwaren sind hohe Schlachtausbeuten, also den Abfall zu minimieren und das verfügbare Material bestmöglich auszunutzen. Derzeit verarbeitet man die Abfälle vorwiegend zu Fischmehl, das haupt- sächlich im Tierfutter für die Aquakultur und Land- wirtschaft genutzt wird. Laut SOFIA-Bericht der FAO lag der Anteil von Nebenprodukten wie Innereien, Karkassen und Trimmings an der globalen Fisch- mehlerzeugung je nach Region zwischen 25 und 35%. In Südostasien und anderen Gegenden der Welt wird minderwertiger Fisch als „Trashfish“ oft direkt an Krebse und Fische in Aquakulturen oder an Vieh verfüttert, hauptsächlich Schweine und Hühner. Weitere Nutzungsmöglichkeiten sind Fischsilage und Fischproteinhydrolysate, die als Tierfutter oder als Dünger auf Ackerkulturen genutzt werden kön- nen. Beachtliche Mengen an Fischabfälle werden zu- dem als Köder in der Fischerei benötigt, zum Beispiel beim Hummer- und Langustenfang sowie bei der Pole-and-Line-Fischerei auf Skipjack. Zu den tradi- tionellen Abnehmern von Schlachtabfällen gehören auch Nerzfarmen, die aber wegen zunehmender Ver- bote der Pelzzucht kaum noch Zukunft haben. Dafür wächst der Bedarf spezialisierter Madenzuchten, die eiweißhaltige Abfälle als Substrat für Insekten,
Separatoren sind eine sehr lohnende Anschaffung für Filetierbetriebe, um das anhaftende Restfleisch von den Mittelgräten abzulösen.
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vor allem die Schwarze Soldatenfliege, nutzen. Wur- den Fliegenmaden früher vorwiegend als Köder an Angler verkauft, entwickelt sich jetzt mit der Aqua- kultur ein lukrativer neuer Markt.
Hohes Wertpotenzial von Fischabfällen
Fischabfälle haben ein sehr hohes Wertpotenzial, weil sie wertvolle Mineralstoffe, Enzyme, Aromen und Pigmente enthalten, die bei der Lebensmit- telherstellung hilfreich sind und auch in der Land- wirtschaft, Aquakultur und Pharmaindustrie benö- tigt werden. In den Laboren der Pharmaindustrie wurden zum Beispiel einige bioaktive Moleküle aus Meeresschwämmen, Bryozoen und Nesseltieren isoliert, die Krebs heilen sollen. Nach ihrer Entde- ckung werden diese Moleküle jedoch zumeist che- misch synthetisiert, um die natürlichen Bestände der Meeresorganismen zu schonen. Möglicherwei- se könnten einzelne Arten, etwa Schwämme, dem- nächst aber auch in Aquakultur produziert werden. Die Liste der marinen Produkte aus vermeintlichen Seafoodabfällen wird immer länger. Sie reicht von Fischleder und -leim über Pharmazeutika, Kosmeti- ka und Feinchemikalien bis zu Pigmenten, Kollagen, Gelatine und Perlenessenz. Die Nachfrage nach Ge- latine aus Fischhäuten ist weltweit nach Ausbruch der spongiformen Rinderenzephalopathie (BSE) gestiegen, zumal sie auch einigen religiösen Anfor- derungen (halal, koscher) eher gerecht wird. Pan- zer von Garnelen und vielen anderen Krustentieren
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