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»Weil Touristen ausbleiben, Restaurants, Hotels, Kran- kenhäuser, Kantinen und Imbissbuden schließen muss- ten, sind die Erstverkaufs- preise auf dem Frischfischmarkt ins Bodenlose gefallen.
Covid-10-Virus infiziert ist. Das erschwert die Zu- sammenstellung der Crews noch zusätzlich, denn ausländische Besatzungsmitglieder haben aufgrund nationaler Reisebeschränkungen ohnehin Probleme, rechtzeitig auf ihre Trawler zu gelangen.
Marktanteile bestimmter Produkte verschieben sich
Jeder Teilbereich der Fischwirtschaft hat seinen eige- nen Befürchtungen, Sorgen und Nöte. Die Shrimpsfi- scher in der Nordsee, die schon 2019 wirtschaftliche Einbußen erlitten, hoffen darauf, dass die EU ihre Außengrenzen nicht schließt, weil sie das von Schäl- kapazitäten in Marokko abschneiden würde. Ein Ab- nahmestopp wäre existenzgefährdend für zahlreiche Betriebe. Die Lagerbestände sind hoch, die Nachfra- ge schwächelt, weil Garnelen meistens in Restaurants gegessen werden, die jetzt geschlossen sind. Traditi- onell ziehen die Fänge im April und Mai wieder an, was zusätzliche Preisrückgänge befürchten lässt. Grundsätzlich steht die Fischwirtschaft besser da als andere Industrien, weil die Menschen auch in Zeiten der Corona-Krise essen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Veränderungen im konkreten Nachfrageverhalten gäbe. Während Frischfisch mit relativ kurzer Haltbarkeit eher weniger gefragt ist, zie- hen Fisch- und Seafoodprodukte mit hohem Conve- niencegrad, die sich schnell und einfach zubereiten lassen, tendenziell an. Statt Frischfisch bevorzugen die Kunden oft Tiefkühlprodukte. Der geringere Ver- kauf klassischer Gastronomieprodukte lässt sich auch durch verstärkte Angebote für den LEH nicht kom- pensieren, weil die Einkäufer in Zeiten der Corona- Krise meist sehr schnell ihre Sortimente reduzieren.
Schlangen, die unter anderem in Reisfeldern Mäuse und sonstige Schädlinge dezimieren sollen, sind
in der asiatischen Küche – trotz Fangverbot – nach wie vor sehr beliebt.
Verarbeitende Unternehmen sind oft gleich mehr- fach von der Krise betroffen. Bei vielen ist die Kapi- taldecke existenzgefährdend dünn, so dass sie die Pandemie wohl nur überstehen, wenn sie allzu lan- ge andauert. Dazu kommt der Mangel an Rohware, weil viele Fangschiffe im Hafen bleiben, Container mit Importgütern ausbleiben und die Einkäufer nicht mehr reisen können, um sich nach Alterna- tiven umzusehen. Vorräte haben die meisten Be- triebe nur noch für wenige Tage, denn in einer glo- balisierten Welt galt „just in time“-Belieferung als modern. Wer sich trotzdem den Luxus einer teuren Lagerhaltung leistete, musste sich von Controllern und Wirtschaftsberater oft vorwerfen lassen, Geld zu verschwenden und nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein. Bestimmte Fisch- und Seafoodprodukte werden weiter nachgefragt, andere hingegen nicht. Vor allem der Shutdown des Gastronomie- und Foodservice-Sektors, normalerweise nicht nur eine sichere und verlässliche, sondern auch eine nach- fragestarke Kundengruppe, belastet die Geschäfte. Um nicht permanent nur „auf Halde“ zu produzie- ren, kommen viele Unternehmen gar nicht umhin, ihre Kapazitäten herunterzufahren und einen Teil der Beschäftigten in Kurzarbeit oder betriebsbe- dingten Urlaub zu schicken. Wo noch gearbeitet wird, geschieht das häufig in Wechselschichten, um – falls der Covid-19-Erreger bei einem Beschäftigten nachgewiesen wird – noch eine Ersatzbelegschaft zu haben.
Altbewährte Vertriebskanäle brechen urplötzlich weg
Wer saisonal oder regelmäßig ausländische Ar- beitskräfte in seinem Betrieb beschäftigt, hat häufig
Offiziell ist der Handel mit Bambusratten und anderen Wildtieren zwar verboten, trotzdem werden sie auch weiterhin fast überall auf den Märkten angeboten.
28 FischMagazin 4/2020
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