Page 30 - FM-04-2020
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  CORONA REPORT
 »Aus der Entwicklung ergeben sich Kaskadeneffekte mit schwerwie- genden Folgen, zumal Fischerei und Aquakultur ohnehin schon sehr stark unter dem globalen Klimawandel leiden.
anderen Bereichen in den Märkten sowie zur Ver- stärkung der eigenen Lieferdiensten einsetzen. Auch Morrisons, Tesco und Waitrose haben ähnliche Ak- tionen angekündigt. In Österreich haben zahlreiche Lebensmittelgroßhändler und Cash & Carry-Märkte jetzt auch für Privatkunden geöffnet, um ihre großen Lagermengen an verderblichen Lebensmitteln ver- kaufen zu können, die wegen des Ausfalls der Hotel- und Gastronomiekunden ansonsten zu verderben drohen.
Alternativen zum globalen Seafoodhandel sind nicht erkennbar
In dieser wirtschaftlich schwierigen, nicht selten so- gar existenzgefährdenden Situation, die von den Unternehmen nicht selbst verschuldet wurde, ist die Politik zunehmend gefordert. Sie kann mit raschen
Entscheidungen und Hilfsmaßnahmen maßgeblich dazu beitragen, dass die Wirtschaft diese gewaltigen Herausforderungen einigermaßen übersteht. Wie viele andere Unternehmen brauchen auch Betrie- be der Fischbranche dringend nicht rückzahlbare Liquiditätshilfen, um laufende Festkosten, Krediten und sonstige finanzielle Verpflichtungen abdecken zu können. In vielen Fällen werden sich Insolven- zen von Betrieben wohl nur durch eine Verringerung oder Stundung von Steuern, Gebühren und Beiträ- gen abwenden lassen. In der Vergangenheit wurde Küstenfischern, die i hr Geschäft aufgrund von Quo- tenkürzungen befristet nicht ausüben konnten, mit Ausgleichszahlungen durch den europäischen Mee- res- und Fischerei-Fond (EMFF) geholfen. Das soll- te auch bei einer Pandemie möglich sein. Der Deut- sche Fischereiverband fordert, dass die EU dafür die Rechtsgrundlagen schafft und die benötigten Mittel bereitstellt.
Weil zahlreiche Fischereibetriebe ihre Fangquoten aufgrund fehlender Absatzmöglichkeiten derzeit nicht voll ausschöpfen, sollte man außerdem prüfen, ob sich die ungenutzten Quoten zumindest anteilig auf das nächste Jahr übertragen lassen. Damit hätten die Unternehmen etwas bessere Startchancen, wenn die Corona-Krise hoffentlich durchgestanden ist und die Wirtschaft wieder anzieht. Kritiker und Gegner der Globalisierung hoffen derzeit darauf, dass die globale Arbeitsteilung und weltweite wirtschaftliche Vernetzung nach Abklingen des Virus ein Stück weit zurückgedreht und wieder in die Ursprungsländer geholt wird. Sie fordern eine rigorose Neubewertung der globalen Systeme, die sich in der aktuellen Kri- se als verletzlich und störanfällig erwiesen haben. Allein der Anteil der transkontinentalen Gütertrans- porte an der Weltwirtschaftsleistung war zuletzt in der Phase der „Hyperglobalisierung“ auf 25 Prozent gestiegen. Was bei der arbeitsteiligen Herstellung eines Autos oder einer Spezialmaschine vielleicht möglich sein mag, ist bei Fisch und Seafood nahezu ausgeschlossen, wenn wir die erreichte Vielfalt und Breite des Sortiments auch weiterhin erhalten wol- len. Alaska Pollock lässt sich nun mal nicht überall fangen, Hummer nicht an jedem Standort zu wirt- schaftlichen Bedingungen produzieren und nicht je- des Gewässer taugt zur Aufzucht von Lachsen. Fisch und Seafood werden also auch nach Corona, wenn die Weltwirtschaft vielleicht in Teilen neu geordnet und umstrukturiert wird, global gehandelte Güter bleiben. Anbieter solcher Produkte werden deshalb mit ihren Abnehmern weiterhin eine „Schicksalsge- meinschaft“ bilden, selbst wenn deren Wert und Be- deutung in diesen schwierigen Zeiten auf eine harte Probe gestellt wird. mk
 Kunden erhalten beim Betreten von Einzelhandelsgeschäften konkreten Verhaltensregeln, wie sie einer Infektion mit dem Corona-Virus vorbeugen können.
30 FischMagazin 4/2020
www.fischmagazin.de

























































































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