Page 58 - FL 04-2023
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 Verpackungen
 Blick auf den Bereich der Wertstofffraktionen der Carboliq-Anlage in Ennigerloh.
eigne sich das Carboliq-Verfahren auch für verunreinigte und gemischte Kunst- stoffe sowie für flexible Verpackungen und hochkomplexe Mehrschichtfolien aus mehreren Kunststoffarten, die ins- besondere in der Lebensmittelindustrie üblicherweise zum Einsatz kommen. Im Vergleich zum mechanischen Recycling biete das Verfahren also deutlich mehr Möglichkeiten, da es auf die Rückgewin- nung der Wertstoffbauteile durch ther- mische Zersetzung abziele.
Außerdem finde der Prozess bei ei- ner niedrigeren Temperatur von unter 400°C statt. „So ist die Verkokung aus- geschlossen und es bilden sich keine giftigen Pyrolysegase“, so Haupts. Die niedrige Temperatur, die Einstufigkeit des Verfahrens und die Einbringung der Energie über Friktion (Reibung) direkt ins Material ermöglichen die Stoffumwandlung bei relativ geringem Energieeinsatz: Werde der für den An- lagenbetrieb benötigte Strom künftig zudem aus regenerativen Quellen be- zogen, sei das Carboliq-Verfahren voll- ständig klimaneutral, denn weder das Verfahren selbst noch die eingesetzte
Energie emittieren CO2, so Haupts. „An zwei Stellen kann somit ein CO2- Benefit erzeugt werden: Zum einen vermeidet die Kreislaufführung die Klimabelastung durch Exploration und Verbrennung, zum anderen mildert die Substitution fossiler Ressourcen Um- weltschäden und Abhängigkeiten“, er- gänzt Hardow.
Neue Carboliq-Anlage in Hürth geplant
Die Anlage in Ennigerloh auf dem Ge- lände des Entsorgungszentrums Enni- gerloh wurde 2011 errichtet und wird, in Europa einzigartig, seit Januar 2021 im vollkontinuierlichen Betrieb (24/7) ge- fahren. Sie ist nach EfBV, ISO 9001 und ISCCplus zertifiziert. „Die Technologie ist marktreif und verfügbar“, so Haupts, und verweist darauf, dass der Bau ei- ner weiteren Anlage im Chemiepark in Hürth bei Köln noch im Laufe dieses Jah- res geplant sei. Im ersten Halbjahr 2025 soll mit Produkten am Markt aus dieser Anlage zu rechnen sein. Vorstellbar sei, erläutern Haupts und Hardow, dass sol- che Carboliq-Anlagen deutschlandweit
auf bestehenden Entsorgungskomplexen installiert werden könnten und so ihren Teil zu geschlossenen Wertstoffkreisläu- fen liefern könnten.
„Wir haben nachweisen können, dass die Technologie der Carboliq in der La- ge ist, verschiedenste Mehrschichtver- bundfolien, die wir in den Markt brin- gen, zu verarbeiten. Mit dieser Techno- logie haben wir daher die Möglichkeit, auch die 700.000t an Kunststoffabfäl- len, die heute noch verbrannt werden, konsequent anzugehen“, so Haupts. Hardow ergänzt: Die Carboliq-Techno- logie wird nicht nur Südpack dabei hel- fen, ihre eigenen Abfallströme vor der Verbrennung zu retten, sondern könnte auch zu einer Schlüsseltechnologie der gesamten Kreislaufwirtschaft werden: Sie vermeidet die CO2-Emissionen der Verbrennung, ersetzt fossile Ressour- cen, erhöht die dezentrale Wertschöp- fung, beschleunigt die Transformation der Industrie und sogar der gesamten Abfall- und Ressourcenwirtschaft und kann durchaus eine globale Lösung sein“, so Hardow.
red / beh
58 Fleischmagazin 4/2023
























































































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