Page 57 - FL 04-2023
P. 57

hergestellt wurden. Betrachtet man je- doch die Einsatzgebiete für die Folien, dann kann aufgrund lebensmittelrecht- licher Rahmenbedingungen nur ein sehr geringer Anteil an Rezyklaten in soge- nannten „kontaktsensitiven“ Lebens- mittelverpackungen eingesetzt werden. Das heißt, dass nach heutigem Stand keine Kreisläufe auf der Basis von me- chanischem Recycling geschlossen wer- den können. Ausnahme bildet der Werk- stoff PET für die Produktion von Geträn- keflaschen, für den es bereits seit vielen Jahren einen Wertstoffkreislauf gibt.
Chemisches Recycling als komplementärer Baustein
Südpack setzt daher auf das chemische Recycling als Baustein für eine zirkulä- re Wirtschaft in der Kunststoffindustrie, und zwar immer dann, wenn das me- chanische Recycling trotz weitreichen- dem „Design for Circularity“ an seine Grenzen stößt. Auf diese Weise lasse sich auch für flexible Folien der Kreis- lauf schließen bzw. aus flexiblen Folien Rohstoff in Primärqualität erzeugen, der sich für die Herstellung von Lebensmit- telverpackungen eignet. Damit könne das chemische Recycling zur Erhöhung
Als Ergebnis der Direktverölung entsteht CLR (Circular Liquid Ressour- ce). Dieser von Carboliq vermarktete Rohstoff ähnelt in vielen wesentlichen Eigenschaften fossilem Erdöl bzw. den daraus gewonnenen Produkten.
Christian Haupts, Managing Partner und CEO der Carboliq GmbH.
der Recyclingquoten und zur Erfüllung der Ziele der Stakeholder beitragen, so Südpack.
So können mit dem chemischen Re- cycling Verbundmaterialien und sogar kontaminierte, verschmutzte sowie ge- mischte Abfälle rezykliert werden, die bei mechanischen Recyclingverfahren mit vertretbarem Aufwand nicht zu- gänglich oder gar nicht rezyklierbar sind. Für Leichtverpackungen ist aus Sicht von Südpack daher die Kombina- tion mechanischer und chemischer Re- cyclingverfahren eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative. So können leicht abtrennbare Kunststoff- fraktionen sensorbasiert aussortiert und mechanisch recycelt und die Reste mit dem chemischen Recycling zu Neuware verarbeitet werden. „Wir sehen das che- mische Recycling nicht als eine Wettbe- werbstechnologie zum mechanischen Recycling, sondern als eine Ergänzung, die letztlich dazu führen kann, dass insgesamt im Markt Recyclingquoten tatsächlich erhöht werden können“, er- klärt Dirk Hardow, Leiter Unit FF&C bei Südpack.
Die Carboliq-Technologie
Der Carboliq-Technologie liegt ein thermo-chemischer Prozess zugrunde, der auch als Direktverölung bezeich- net wird. Mit bekannten Verfahren zur
Vergasung oder Pyrolyse weist sie die Gemeinsamkeit auf, dass feste orga- nische Einsatzstoffe (Kunststoffe und Biomasse) durch Teilung (Cracken) der Kohlenwasserstoffketten in Öle und Gase umgewandelt werden. Im Ergeb- nis entsteht dabei CLR (Circular Liquid Ressource). Dieser von Carboliq ver- marktete Sekundär-Rohstoff ähnelt in vielen wesentlichen Eigenschaften fos- silem Erdöl bzw. den daraus gewonne- nen Produkten – und ist somit ein voll- wertiges Substitut fossiler Ressourcen. Er kann flexibel in bestehenden Anlagen der Raffinerien bzw. in der Petrochemie verarbeitet werden, ist mit fossilen Ölen mischbar und ebenso wie diese lagerfä- hig und kann als universeller Grundstoff zur Herstellung hochwertiger Kunststof- fe, PA oder PET, eingesetzt werden. „Das ist ein commodity“, so Haupts.
Die Carboliq-Technologie weise aber noch viele weitere Vorteile auf. So sei das Verfahren effizient und von hoher Aus- beute. Haupts rechnet vor: Aus 1.000 kg Mixed Plastic Waste können 750 kg CLR gewonnen werden. Bei einem zugrunde gelegten Energieverbrauch von 5 MJ/t MPW (nur Elektroenergie) betrage die Ausbeute 75 %, der Energieerhalt 94 % und die Prozesseffizienz 80 %. „Das ist Weltrekord“, so Haupts. Ein weiterer Vor- teil sei, dass die Technologie eine hohe Toleranz gegenüber Verunreinigungen und Sortenmischungen zeige. Daher
Verpackungen
  Fleischmagazin 4/2023 57






















































































   55   56   57   58   59