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KURZINTERVIEW
TEXTIL | LEASING
Fester Bestandteil der Altenpflege sind Lösungen für die professio- Auch Vorführungen können die Teilnehmer besuchen. nelle Wäschepflege.
Bernd Scherrer
leitet Einkauf, Verkauf und Innendienst bei Gebr. Heinemann, Neuss
„Es ist ein schlechtes Timing für das Klima“
WRP: Auch in der Pflege wird über Fachkräftemangel und schlechte Arbeitsbedingungen geklagt. Welche Rolle spielt hier die textile Ausstattung für die Attraktivität des Arbeits- platzes?
Bernd Scherrer: Objektiv betrachtet steigern wir die At- traktivität eines Arbeitsplatzes kaum dadurch, dass wir eine überlastete, frustrierte und schlecht bezahlte Pflegekraft in einen gut geschnittenen, schöngrünen Kasack stecken. Um den Wohlfühlfaktor signi- fikant zu erhöhen braucht es andere Werkzeuge. Ich denke, hier ist zum Beispiel entschei- dend, wer die Kleidung zahlt: Kauft der Arbeitgeber diese ein und stellt sie kostenfrei zur Verfügung oder muss der Ar- beitnehmer mehrere Prozent von seinem nicht üppigen
Lohn abzwacken, damit er auf der Arbeit gut angezogen ist?
WRP: Sind Sie in der Bewälti- gung Ihrer Aufgaben durch die Ereignisse der letzten 3 Jahre gebremst?
WRP: Welche Trends sehen Sie bei Material, Schnitt und Farben?
Bernd Scherrer: Tencel – also
Lyocell/Polyestermischungen – ist klar auf dem Weg zur Mo- nopolstellung. Schnitte bzw. Modellvielfalten werden auf Universell zurückgeführt. Vor weniger als 10 Jahren gab es nur weiß, ein kleiner gestreif- ter Besatz wurde als gewagte Revolution empfunden. Nun
Bernd Scherrer: Die durch
die Inflation und Krieg her-
vorgerufenen Produktverteu-
erungen führen zusammen
mit den Steigerungen der Per-
sonal- und Betriebskosten im
Krankenhaus und Altenheim –, klimaneutral und regional gehen wir weg von rund 15
zu einem noch angespannte- ren Szenario. Die Rufe nach noch günstigeren Textilien sind laut, ebenso das Verlan- gen nach Produkten, die sämt- lichen Hypes entsprechen. Wie sieht denn das perfekte Bekleidungsteil aus? Es muss aus viel Lyocell und wenig Po- lyester bestehen, nachhaltig – diesbelegtunddokumentiert
hergestellt sein, niemals Fal- ten werfen und ewig halten. Natürlich darf es nur das kos- ten, was Anfang des letzten Jahrzehnts Bangladesch bei Großaufträgen in Rechnung gestellt hat. Erst kürzlich hat es ein Insider auf den leider zu klein gedruckten Punkt ge- bracht: „Es ist ein schlechtes TimingfürdasKlima“.
auf weit über 20 Farben. Und wissen, dass diese Palette im- mer noch nicht reichen wird. Wenn sich dieser Trend fort- setzt, gibt es bald nur noch Unisex in Doppelgrößen, ei- nen Kasack, eine Hose und einen Mantel in einem Schnitt und aus einem Material, aber den Kasack im kompletten Spektrum.
mit möglichst vielen Siegeln
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WRP 4 / 2023
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