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Handel
sagten 95 Prozent der jungen Konsumenten aus, sie wünschten sich, von Marken aktiv und personalisiert umworben zu werden.
Für den Handel ergeben sich aus beiden Studien wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit der wichtigen Zielgruppe:
Millennials sind Mehrkanal-Käufer
Die erste große Herausforderung besteht darin, Produkte möglichst über alle verfüg- baren Kanäle zu verkaufen. Während ältere Konsumenten sich in der Regel bewusst für eine der Varianten Online- oder Offline- kauf entscheiden, verlangen die jungen Er- wachsenen eine integrierte, nahtlose Ein- kaufserfahrung. Sie wollen zwischen den Kanälen wechseln können.
Millennials wollen eine personalisierte Erfahrung
Millennials verlangen ein kundenzentrier- tes Shoppingerlebnis, das ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Sie suchen nach Einzigartigkeit bei ihren Einkäufen, vor al- lem bei hochpreisigen Produkten. Händler sind gut beraten, auf Basis ihrer Kunden- daten möglichst exklusive Angebote zu machen. Statt herkömmlicher Werbung schätzen die jungen Verbraucher Authen- tizität, Transparenz und eine möglichst persönliche, sinnstiftende Ansprache.
Millennials werden über soziale Medien erreicht
Wer die 20- bis 40-Jährigen als Kunden erreichen will, sollte dort sein, wo sie sich
aufhalten: in den Sozialen Netzwerken. Die Hälfte der deutschen Millennials nennt So- cial Media eine unverzichtbare Form der Kommunikation – Geschäfte oder Marken sollten im direkten Verbraucherumfeld sichtbar sein. Dabei reicht die Präsenz al- lein nicht aus. Anders als bei Vorgängerge- nerationen muss digitale Kommunikation mit Millennials immer die Möglichkeit zum Antworten, Bewerten, Kommentie- ren, Teilen und zu einem „echten“ Kontakt bieten. Sonst wird weggeklickt.
Für den Handel – sowohl online als auch offline – gibt es also viel zu tun. Doch der Einsatz lohnt sich, zumal die Generation Z schon in den Startlöchern steht. Und die kann sich – anders als viele der Millennials – an ein Leben ohne Smartphone nicht einmal mehr erinnern.
E-Commerce: Live-Shopping – das steckt hinter dem Trend
In Asien ist Live-Shopping längst ein wichtiger Umsatzträger, jetzt erreicht der Trend auch Eu- ropa. Viele Marken, aber auch Geschäfte sprin- gen auf den Zug auf. Was genau steckt hinter demTrend?
Was ist Live-Shopping ?
Live-Shopping ist wie traditionelles Home- Shopping, das man aus dem TV kennt – nur neu interpretiert für das digitale Zeitalter. Das Konzept ist denkbar einfach: Via Live-Stream stellen Händler potenziellen Kunden Produkte vor und geben so einen Anstoß zum Kauf, der im Optimalfall zeitgleich erfolgen kann.
Wo findet Live-Shopping statt ?
Als Plattform für einen Shopping-Livestream bie- ten sich die verschiedenen Social Media-Kanäle an. In Deutschland gibt es zudem inzwischen Software-Anbieter, die es Händlern ermöglichen, einen Live-Stream direkt mit ihrem Online-Shop zu verbinden, sodass Kunden die Produkte per Mausklick tatsächlich live shoppen können.
Wer schaltet ein ?
Zahlen aus China zeigen: Live-Shopper sind vor allem sehr junge Verbraucher. Mit einem Anteil von 33 Prozent ist aber auch die Gruppe der 31- bis 40-Jährigen gut vertreten, was den Trend auch für höherwertige Produkte interes- sant macht.
Warum wird eingeschaltet ?
Die Mischung aus Entertainment, Information und Einkaufsmöglichkeiten macht es: Vor allem
junge Verbraucher sehen unterhaltsamen Mo- deratoren (oft Influencern) gern dabei zu, wie sie Produkte erklären und aus- bzw. anprobie- ren.
Macht Live-Shopping für
kleine Händler Sinn ?
„Auf jeden Fall“, meint beispielsweise Handels- expertin Dr. Eva Stüber. Auch kleinere Händler könnten ihre Produkte live präsentieren, ohne viel Technik, einfach mit dem Smartphone. Das schaffe Authentizität, biete einen Mehrwert und habe schon in vielen Fällen super Reaktionen bei den Kunden ausgelöst.
Hat Live-Shopping in
Deutschland eine Zukunft ?
In Asien längst Standard, ist Live-Shopping hierzulande laut einer Umfrage des IFH KÖLN noch nicht bekannt (67 %) oder ist be- kannt, wird aber (noch) nicht genutzt (30 %). Das Handelsforschungsinstitut sieht jedoch Potenzial in dem Trend: 30 Prozent der zu Beginn 2021 Befragten überzeugte der inno- vative Gedanke. Künftig tatsächlich nutzen wollen es vor allem die Jüngeren, nämlich 41 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die zuvor an- gegeben hatten, den Service bereits zu ken- nen.
Die Pandemie hat das Shoppingverhalten auf den Kopf gestellt. Der ohnehin stetig wach- sende E-Commerce hat einen kräftigen Schub bekommen. Dazu sind einige neue Shopping Trends auf dem besten Weg, sich zu etablieren, allen voran das Live Shopping. Der aus China stammende Commerce-Trend sorgte 2019 welt- weit bereits für rund 60 Milliarden Dollar Um- satz.
68 Haustex 6 / 2021
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