Page 28 - FM_05-2021
P. 28
28
FischMagazin 5/2021
www.fischmagazin.de
INTERVIEW DES MONATS
Mit den neuen Fangschiffen kann Royal Greenland selektiver große Eismeergarnelen fischen, damit die kleinen die Chance haben weiter zu wachsen: „Selected Catch“.
und das langsame Wachstum der Tiere hervorgerufen wird. Der Zuspruch von der Industrie ist 2020 und im ersten Quartal 2021 deutlich spürbar angestiegen.
FischMagazin: Die Coronakrise hat den GV-Markt massiv getroffen. Ein Geschäfts- feld, das für Ihr Unternehmen nicht un- wichtig ist. Welche Auswirkungen hat das für die Royal Greenland Vertriebs GmbH ?
Stahlhofen: Wir haben durch die Corona- krise viel gelernt und im Foodservice neue Vertriebswege für uns entwickelt, die wir vielleicht nicht angegangen wären, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte. Wir sind zum Beispiel erfolgreich an Feinkost- produzenten herangetreten. Wir sind au- ßerdem in Gesprächen mit Produzenten, die Fertiggerichte für den Außer-Haus- Markt herstellen. Ein wichtiger Ansatz sind darüber hinaus Konzepte wie Koch-Boxen- Hersteller, Heimlieferdienste und das On- linegeschäft, die von der Coronakrise und dem Homeoffice-Arbeiten profitieren. Diese Konzepte verbinden Schnelligkeit bei der Zubereitung mit gesundem Essen aus nachhaltigen Produkten. Ohne Corona wären wir vermutlich auf dem etablierten Pfad mit der Gemeinschaftsverpflegung, der Gastronomie und Hotellerie geblieben. Jetzt haben wir uns beim Vertrieb breiter aufgestellt, wovon wir profitieren werden, wenn die gelernten Vertriebswege in der Gastronomie sich wieder erholen. Durch die neuen Ansätze mussten wir im Food- service-Bereich niemanden entlassen und können die Kollegen sinnvoll beschäftigen.
FischMagazin: Welche Rolle spielt heute die Herkunft der Rohware, wie wichtig ist das Storytelling über Grönland ?
Stahlhofen: Mit unserer authentischen Geschichte über Land und Leute, mit un- seren Investitionen in eine moderne und umweltfreundliche Flotte, mit der Kon- zentration auf die nordatlantischen Sorti- mente sind wir auf dem richtigen Weg. Wir fangen und verarbeiten die Produkte, die wir vor unserer Haustür finden. So schaf- fen wir ein eigenes, unverwechselbares Profil und Sortiment. Die Herkunft und der nachhaltige Fang werden immer wich- tiger. Nachhaltigkeit schreibt sich heute zwar jeder auf die Fahne, aber in Grönland machen Fisch und Meeresfrüchte/Krus- tentiere ungefähr 90 % aller Exporte aus. Und das schon seit Jahrzehnten bzw. sogar Jahrhunderten. Es erklärt sich von selbst, dass die Menschen ein Interesse daran ha- ben, dass diese Ressource nicht versiegt. Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, dann glaubt man uns das, weil sie täglich gelebt wird.
FischMagazin: Beim Thema Nach- haltigkeit rückt immer mehr der CO2- Fußabdruck ins Blickfeld. Wie steht Royal Greenland zu dieser Problematik ?
Stahlhofen: Wir verstehen den CO2- Fußabdruck weniger als ein Problem, son- dern im Gegenteil als eine Chance. Und das nicht nur für uns als Royal Greenland, sondern für die ganze Branche. Der CO2- Fußabdruck bietet der Fischwirtschaft die
Möglichkeit, sich auf positive Weise von anderen Lebensmitteln zu differenzie- ren und zu profilieren. Denn es gibt ohne Zweifel einen zunehmenden Fokus auf diesen Aspekt, da er ein relevantes und wichtiges Thema ist. Die Wahl der Berech- nungsmethode und die Zusammenstel- lung der richtigen Daten ist jedoch sehr kompliziert. Viele öffentlich zugängliche Datenbanken zeigen sehr generische Da- ten für die Lebenszyklusanalyse und den Carbon-Footprint für ganze Produktgrup- pen oder, wie es in unserer Branche der Fall ist, für die Hauptarten, die in völlig unterschiedlichen Teilen der Welt unter sehr unterschiedlichen Umständen ge- fangen oder gezüchtet werden. Wir bei Royal Greenland haben uns daher ent- schlossen, eine Methode zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks für unsere eigenen Wertschöpfungsketten gründlich zu er- mitteln beziehungsweise auszuwählen und nicht von generischen Tabellen aus- zugehen, um so den Ausgangspunkt für korrekte und vertrauenswürdige Daten zu setzen.
FischMagazin: Können Sie bereits konkre- te Daten für einzelne Produkte aus Ihrem Sortiment nennen ?
Stahlhofen: Das können wir tatsächlich. Wir unterscheiden zwischen dem CO2- Fußabdruck für das Unternehmen als Ganzes und auf der Ebene der einzelnen Produkte. Auf dieser Ebene haben wir die erste vollständige Wertschöpfungs- kettenstudie über den CO2-Fußabdruck