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 MEDIENKRITIK
Netflix-Doku „Seaspiracy“ fordert Stopp jeglicher Fischerei
Mit Drückermethoden
zur veganen Ernährung
Seit 24. März 2021 kann auf Netflix eine 90-minütige Dokumentation gestreamt werden, die schon im Vorfeld als „spektakuläre Enthüllungsgeschichte“ über kommerzielle Fischerei und Aquakultur beworben wurde. Die darin erhobenen Vorwürfe reichen von Rücksichtslosigkeit gegen Meerestiere und Umwelt über Korruption, Lügen, Sklaverei und Zwangsarbeit bis zu Mord. Ziel der drastischen Doku: Fischesser sollen zur pflanzlichen Ernährung wechseln.
 Die aktuelle Doku „Seaspiracy“ zielt unmissverständlich darauf ab, Fischerei und Aquakultur einzustellen.
Seaspiracy, eine Doku in Spielfilm- länge, tritt in die Fußstapfen des ganz ähnlich angelegten Films
„Cowspiracy“, der 2014 angebliche Ma- chenschaften der industriellen Vieh- zucht als ein Hauptverursacher des Kli- mawandels „offenlegte“ und seinerzeit für große Aufregung sorgte. Die aktuelle Doku „Seaspiracy“, die mit finanzieller Unterstützung des Hollywoodstars und Umweltaktivisten Leonardo DiCap- rio entstand, zielt unmissverständlich darauf ab, Fischerei und Aquakultur einzustellen. Filmautor Ali Tabrizi, ein 27-jähriger fanatischer Eiferer für die ve- gane Ernährung, will Klima und Meere retten, indem er den Menschen pflanzli- che Proteine schmackhaft macht. Tabri- zi ist sich sicher: „Das Beste, was wir für die Meeresökosysteme tun können, ist überhaupt keinen Fisch zu essen“. Um sein Ziel zu erreichen, bedient er sich bewährter populistischer Instrumente, reißt Fakten aus dem Zusammenhang und schneidet Bilder und Aussagen so zurecht, dass sie sein Anliegen unter- stützen. Dadurch entsteht ein bizarr manipuliertes Zerrbild der Fischerei, das Menschen aufschrecken und zur radikalen Abkehr vom Seafoodverzehr bewegen soll.
Der Faktencheck einer Projektwebsite der University of Washington, die Da- tenbanken über nachhaltige Fische- rei enthält, bestätigt, dass sehr viele Behauptungen in der Doku seriösen Überprüfungen nicht standhalten. Der US-Fischereiforscher Ray Hilborn sagt,
50 FischMagazin 4/2021
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