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 TK-Fisch: Bis zu 80 Prozent mehr Umsatz im deutschen LEH
Die Umsatzzuwächse bei tiefgekühlten Fischprodukten lagen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel seit Beginn der Corona- Krise bei bis zu 80%, meldet der Marine Stewardship Council (MSC) unter Verweis auf Zahlen des US-amerikanischen Markt- forschungsunternehmens Information Resources Inc. (IRI). Demnach erreichte das Umsatzplus in den vergangenen Wochen (KW 09-19) bis zu 81,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwi- schen dem 24. Februar und dem 10. Mai 2020 gab es lediglich eine einzige Woche, in der die Verkaufszahlen für TK-Fischprodukte nicht gegenüber dem Vorjahr wuchsen. Laut dem deutschen Sta- tistik-Portal Statista betrug der Umsatz mit Tiefkühlkost im LEH 2018 in Deutschland fast 6 Mrd. Euro, wovon Fisch mit 1,234 Mrd. Euro oder 21% den größten Anteil hatte. Der Absatz von Tiefkühl- fisch im deutschen LEH lag zuletzt bei 199.515 t (2019), ein leichter Rückgang um 3,3 % gegenüber 2018 mit 206.289 t.
Tiefkühl-Fisch erlebt gegenwärtig einen sehr deutlichen Umsatz- schub.
AKTUELL
    Fernsehen
NSC widerspricht „kritischen“ Lachs-Dokumentationen
Die neue norwegische Fischerei-Kommissarin
für Deutschland, Kristin Pettersen, reagiert kurz
nach ihrem Amtsantritt auf zwei Fernseh-Doku-
mentationen über das Lebensmittel Lachs. Am
9. Juni strahlte der TV-Sender ARTE ab 20:15 Uhr
den 90-minütigen Bericht „Die Gier nach Lachs“
aus und eine Woche später, am Dienstag, den
16. Juni 2020, wurde ein Beitrag des Schau-
spielers Hannes Jaenicke, der seit vielen Jahren
über Umweltthemen berichtet, gesendet. Zu
beiden Dokumentationen hatte Kristin Pettersen
Statements vorbereitet, deren Punkte sich analog
zu den Kritikpunkten der Fernsehbeiträge über-
schneiden. Zu der Arte-Dokumentation schreibt die Vertreterin des Norwegian Seafood Councils (NSC), „dass viele der Behauptungen über die norwegische Aquakultur Fakten außer Acht lassen“. So ver- nachlässige das „Bild des übermäßigen und schädlichen Gebrauchs von Medikamenten und Antioxidantien [...], dass für die norwegi- sche Aquakultur einschlägige Lebensmittelsicherheitsprogramme aktiv umgesetzt werden“. Behauptungen über den breiten Einsatz von Soja, der zur Abholzung des Regenwaldes beitrage, seien schlicht „falsch“, denn: „Das gesamte von der norwegischen Aqua- kultur verwendete Soja ist nach dem ProTerra-Standard zertifiziert.“ Kein importiertes brasilianisches Soja stamme von Lieferanten, die zur Abholzung des Regenwaldes beitragen, schreibt Pettersen.
Der ökologische Fußabdruck der norwegischen Aquakultur- Industrie, den diese ebenso habe wie die meisten Formen der Nahrungsmittelproduktion, wird kontrolliert. Aufgrund der Emis-
sionen der Fischfarmen – Reste von Futtermitteln und Fischkot – unterliegen die Meeresböden zwei Arten von Umweltinspektionen durch unabhängige Dritte. Fazit: „Mehr als 90 Prozent aller Fischfarmen in Norwegen weisen nachweislich gute oder sehr gute Umweltkondi- tionen auf.“ Zudem unterliegen alle Fischzuchtbetriebe in Norwegen nach jedem Zuchtzyklus einer Brachezeit, um dem Meeresboden eine Erholungspause zu ermög- lichen.
Auch bei der für den 16. Juni vom ZDF angekündig- ten Dokumentation von Jaenicke sah sich das NSC zu einer Kommentierung gezwungen, „da die meisten der
von Jaenicke vorgebrachten Behauptungen nicht auf Fakten beruhen“. So zeichne er „ein Bild des exzessiven und schädli- chen Gebrauchs von Medikamenten und Antioxidantien“, ohne zu bemerken, dass es auch für die norwegische Aquakultur relevante Lebensmittelsicherheitsprogramme gebe. Raum für Kommentare von zuständigen Lebensmittelbehörden gibt der Autor nicht. Das von Jaenicke angesprochene Antioxidationsmit- tel Ethoxyquin werde in Fischfutter nicht mehr verwendet. Seine Behauptungen über den breiten Einsatz von gentechnisch ver- ändertem Soja sind falsch, da Lebensmittel und Futtermittel, die aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden, in Norwegen nicht verkauft oder vermarktet werden dürfen. Die Behauptung, dass die norwegische Aquakultur für den Rück- gang der Wildlachsbestände verantwortlich ist, sei erstaunlich, da Nordeuropa weiterhin einige der lebensfähigsten Wildlachs- bestände der Welt beheimate.
 Kristin Pettersen ist die neue norwegische Fischerei-Kommissarin für Deutschland.
8 FischMagazin 6-7/2020
www.fischmagazin.de
FOTO: DTI







































































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