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„Das Feedback der Konferenzteilneh- mer war hervorragend“, freut sich auch Harald Suchanka, CEO von Handt- mann. „Die Besucher haben die Gele- genheit zu schätzen gewusst, ihren Ho- rizont zu erweitern, sich mit Experten und Gleichgesinnten zu vernetzen und gemeinsam Lösungen für drängen- de Zukunftsfragen eines relativ neuen Wachstumsmarktes zu erarbeiten.“ Be- liebt sei dabei auch das Format „Meet the Experts“ gewesen. Dabei standen mehr als 60 Experten den Teilnehmern der Konferenz für halbstündige Einzel- gespräche zur Verfügung.
Den praktischen Bezug stellten Deep Dive Sessions im Innovation Center von Multivac her. Sie boten den Besuchern die Möglichkeit, Maschinen und Anla- gen bei der Arbeit zu beobachten. Prä- sentiert wurden semi-automatische Ein- zelmaschinen bis hin zu vollautomati- schen Linienlösungen von Multivac und Handtmann im industriellen Maßstab zum Verarbeiten und Verpacken von Aufschnitt, Hack- und Formprodukten, Aufstrich und Convenience-Produkten.
Beyond Meat & Co. – Erst Hype, dann Ernüchterung
Es ist noch gar nicht so lange her, da sagten Experten veganen Alternati- ven zu Fleisch eine verheißungsvolle
Zukunft voraus. Vor allem kurz nach Corona-Ausbruch 2020 boomten pflanzliche Fleischalternativen in Su- permärkten und Discountern, und Food-Startups schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch heute, nur rund drei Jahre später, hat die Euphorie nach pflanzlichen Burgern und Hackfleisch nachgelassen. Branchenpionier Bey- ond Meat etwa büßte kürzlich sogar 95 % seines Aktienwertes seit Notierung an der Börse ein. Aktuell kostet jeder US-Dollar eines verkauften Produkts das US-Unternehmen 1,82 USD in der Herstellung. Unlängst titele die F.A.Z. sogar: „Die Veggie-Revolution ist abge- sagt.“ Als Hauptgrund nennen Experten den lahmenden Markt in den USA und die Inflation. Noch immer kosten alter- native Proteinprodukte deutlich mehr als herkömmliches Fleisch – der Unter- schied pro Kilo beträgt in Deutschland zum Beispiel etwa 2 Euro. Und jetzt, da die Preise in allen Lebensbereichen steigen, sind Konsumenten nicht mehr dazu bereit, die höherpreisigen Produk- te zu akzeptieren.
In seiner Präsentation versuchte sich Julian Mellentin (New Nutrition Busi- ness) an weiteren Erklärungsansätzen. Danach seien Fleischersatzprodukte bisher weder geschmacklich noch tex- turell überzeugend gewesen, und die Verbraucher nicht mehr länger dazu
Julian Mellentin (New Nutrition Business).
bereit, die einstweilen langen Zuta- tenlisten alternativer Proteinprodukte hinzunehmen. Schließlich seien Grö- ße und Wachstsumsrate des Marktes überschätzt worden. Der Trend, den Fleischkonsum zu reduzieren, nehme weltweit nicht mehr so schnell zu wie früher: Waren dazu 2014 noch 14 % der Konsumenten bereit, waren es 2022 nur 24 %.
Globaler Fleischkonsum wächst weiter
Hinzu komme, dass damit gerechnet werden müsse, dass der Fleischkon- sum weltweit weiter zunehmen werde. So werde der Pro-Kopf-Fleischkonsum in der EU voraussichtlich auf hohem Niveau bleiben: Betrug er 2000 noch 64,9 kg und 2010 66,9 kg, belief er sich 2020 auf 68,7 kg. Laut Prognose soll er 2030 in der EU 67,6 kg betragen (dazu im Vergleich Deutschland mit aktuell 55 kg). Zurecht fragte daher Ivo Rzegot- ta (The Good Food Institute Europe): „Wie können wir im Jahr 2050 zehn Mil- liarden Menschen ernähren, und zwar nachhaltig, effizient und sicher ?“
Christian Zacherl vom Fraunhofer Ins- titut für Verfahrenstechnik und Verpa- ckung hob vor diesem Hintergrund den globalen Bedarf an pflanzlichen Lebens- mitteln hervor und führte vor Augen, dass bis 2050 eine „Ernährungslücke“ von 56 % drohe, wenn Landnutzung,
Ausgiebig Gebrauch gemacht wurde auch von der Möglichkeit zum Netzwerken.
Fleischalternativen
Fleischmagazin 3/2023 29
FOTO: MULTIVAC