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Aktuell
Fachkräftemangel in Deutschland setzt sich fort
Die Textilpflege ist nicht die einzige Branche, die un ter einem Fachkräftemangel leidet. Das geht aus ei nem Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft, kurz IW, hervor. Demnach steigt seit Jahren die Zahl jener Berufe, in denen nicht alle Ausbildungsstellen besetzt werden können. 2021 lag die demnach bei 63.000, was 12 Prozent aller Ausbildungsplätze ent spricht. Bei Plätzen, die nicht der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wurden, seien es sogar 40 Prozent.
Vor allem im Verkauf von Fleischwaren (60,4 Prozent), bei Klempnern (38,9), Fachkräften im Gastronomie service (37,5) und Beton und Stahlbauern (33,8 Pro zent) blieben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. In diesen und anderen Berufen mit Fachkräftemangel sei die Chance hoch, eine Ausbildung zu bekommen.
Zudem liege in vielen davon das Entgelt nach der Lehre über dem Durchschnittsgehalt. Eine noch stär kere Förderung der Mobilität, Betreuung auch in der Freizeit und Angebote zum Jugendwohnen könnten helfen, Bewerber zu finden.
2013 gab es in Deutschland etwa 564.000 Ausbil dungsplätze, 2018 etwa 589.000 und 2020 nur 527.000. Letztes Jahr sei das Angebot leicht auf 536.000 gestie gen. Für Berufe mit langjährigem Fachkräftemangel stieg die Zahl der Plätze um 15,7 Prozent. In anderen sank das Angebot hingegen um fast denselben Wert (15,1). Berufe mit leichtem Fachkräftemangel hatten 3,8 Prozent weniger Plätze. Betriebe suchten beson ders in den Bereichen Auszubildende, wo sie Fach kräfte brauchen.
Der demografische Wandel verstärke den Effekt. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in Rente, weniger Geburtenstarke haben dann auch weniger mögliche Nachfolger. Das Ausbildungspotenzial müsse daher gesteigert werden. Angebot und Nachfrage zusam menzuführen sei eine große Herausforderung. „Es gibt in vielen Berufen und Regionen unbesetzte Ausbildungsplätze, während es in anderen Berufen und Regionen unversorgte Bewerber gibt“, schreibt das IW.
VTS: Kostenanstieg bedroht Textilpflege
Nicht nur in Deutschland, son
dern auch im Ausland sieht sich
die Textilpflegebranche zahlrei
chen Schwierigkeiten gegenüber. Den mas
siven Kostenanstieg beklagt auch der Verband
Textilpflege Schweiz, kurz VTS. Dazu trage besonders die Preisstei gerung bei Energieträgern bei. „Alarmierend“ nennt der Verband die Kostensteigerungen. Personalknappheit und steigende Kosten für Roh stoffe und Textilfasern machten es schwierig, die steigende Nachfrage der Kunden zu bedienen. „Die Preise könnten zu einem noch stärkeren Preisdruck für gewerbliche TextilpflegeKunden in den Bereichen Gast gewerbe, Gesundheit und Energie führen“, berichtet der VTS.
Zugleich sei der Konkurrenzdruck innerhalb der Branche enorm. Zu dem zögerten viele Betriebe, ihre gestiegenen Kosten an ihre oft selbst angeschlagenen Kunden weiterzugeben. Vor einem Preiskampf warnt der VTS ausdrücklich.
Den Hauptgrund für den Kostenanstieg sieht die Organisation bei den Energieträgern. Öl und Gas würden stetig teurer. Betriebe könnten so ihre Energiepreise kaum exakt kalkulieren. „Auch die Stromanbieter haben für 2022 durchschnittliche Preissteigerungen von rund zehn Pro zent angekündigt“, warnt der Verband.
Allein der Ölpreis habe sich innerhalb von zwölf Monaten fast verdop pelt. Laut IWFSchätzungen könne er dieses Jahr noch einmal um 11,9 Prozent ansteigen. „Für die Textilservicebranche ist das hart. Der Ener gieaufwand ist für Textilreinigungen und Wäschereien mit rund fünf bis sieben Prozent des Gesamtaufwands ein großer Kostenfaktor“, stellt Melanie Saner, Geschäftsführerin des VTS, fest.
Zudem sei die CO2Abgabe in der Schweiz von 96 auf 120 Schweizer Franken pro Tonne des Gases gestiegen. Weitere Steigerungen habe es bei Wasser, Abwasser, Kraftstoffen, Rohstoffen und Zwischenprodukten gegeben. „Seit vielen Jahren unternimmt die Textilpflegebranche vie les, um den Energieverbrauch zu senken. Ein hygienischer Prozess wie das Aufbereiten von Textilien kann aber nicht ohne Energie erfolgen“, ergänzt die Geschäftsführerin dazu. „Dabei machen diese Kosten etwa zehn Prozent der Gemeinkosten einer gewerblichen Wäscherei aus. Wenn sich die Energiepreise vervielfachen, sollte nachvollziehbar sein, dass dies nicht spurlos an einem Betrieb vorbeigeht.“
Alle Betriebe der Textilpflege sollten sich auf die Kostensteigerungen einstellen, ihre Lieferanten um Rat fragen und mit ihren Kunden spre chen, da die Kosten nicht mehr allen von der Branche getragen werden könnten. „Dies ist besonders wichtig für diejenigen, die flexible Ener gieverträge haben oder deren bestehende feste Energieverträge in den nächsten sechs Monaten auslaufen“, so Saner weiter.
Laut ihrem Verband arbeiten gut 7.000 Beschäftigte in der Schweizer Textilpflege. Zu den Kunden gehörten unter anderem Spitäler, Alters und Pflegeheime.
8 WRP 5 / 2022
www.wrp-textilpflege.de