Page 57 - WRP-04-2020
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   KURZINTERVIEW
TEXTIL | LEASING Michael Jansen, Geschäftsführer Macrom Marketingresearch & Consult
Matthias Richter, Direktor Marktforschung, Macrom Marketingresearch & Consult
„Der Bedarf an Handwaschmitteln steigt kräftig“
    WRP: Herr Jansen, Herr Richter, durch die Corona-Krise ist das Händewaschen zu einer ungeahnten Dringlichkeit ge- worden. Reicht das Angebot an Wa- schräumen für Mitarbeiter und Publi- kum aus ?
Matthias Richter: In einigen Bereichen der Geschäftswelt und des öffentli- chen Lebens gibt es rechtsverbindliche Regelungen zur Versorgung mit Wa- schräumen. So zum Beispiel bei Mit- arbeitertoiletten. Eines unserer Unter- suchungsergebnisse ist, dass die Mit- arbeitertoiletten ausreichen und in der Regel auch recht gut versorgt sind. So- weit es sich um Waschräume für Publi- kumsverkehr handelt, ist der deutsche Handel eher schwach mit dem Ange- bot von Waschräumen, außer bei Kauf- und Warenhäusern. Die Anzahl der öf- fentlichen Toiletten und Waschräume halten wir für unzureichend und darü- ber hinaus auch für zu schlecht ausge- stattet. Städte und Gemeinden investie- ren hier zu wenig in die Hygiene.
Der Einzelhandelskunde oder Besu- cher eines öffentlichen Kinderspiel- platzes muss deshalb häufig in die Gastronomie ausweichen, wenn er einen Waschraum sucht. Denn im Gastgewerbe werden ausreichend Wa- schräume angeboten. Auch die Quali- tät und Ausstattung der Waschräume in der Gastronomie ist gut. Auch hier gibt es rechtliche Vorgaben durch die Gaststättenverordnung. Darüber hin- aus werden Waschräume in der Gas- tronomie aber auch als Teil des Service angesehen.
WRP: Sie haben 2019 Verhaltensmuster für Waschräume erhoben. Wo erwarten Sie die größten Veränderungen durch die Corona-Krise ?
Matthias Richter
Michael Jansen: 2019 gab es mehr als 30 Milliarden Handwaschungen von Mitarbeitern und Publikum, Schülern, Gästen etc. Das war bezogen auf die Toilettenbesuche eine klare Unterde- ckung, denn nur 65 Prozent der Toi- lettenbesuche wurden mit Händewa- schen abgeschlossen. Dies wird sich für 2020 durch die Corona-Krise ändern. Der Bedarf an Handwaschmitteln steigt kräftig. Wir sehen hier drei Gründe. Zum einen wird die Handwaschdiszip- lin zunehmen und vielleicht bis auf 100 Prozent der Toilettenbesuche anstei- gen. Auch nach Abklingen der Pande- mie wird das Händewaschen erst ein- mal auf einem höheren Niveau als 2019 bleiben. Zweitens werden die Hände gründlicher gewaschen, sodass der Verbrauch von Seife deutlich zuneh- men wird. Wir rechnen durchaus mit einer Verdoppelung des Seifenbedarfs. Drittens wird es außerhalb der eigenen Wohnung mehr Handwaschungen aus hygienischen Gründen geben als bis- her.
WRP: Für den Textilservice ist vor allem die Trocknung der Hände interessant. Wie verteilt sich hier das Angebot, wel- che Rolle spielt die Trocknung mit Hand- tuchrollen ?
Michael Jansen
Richter: Das ist in den einzelnen Markt- segmenten unterschiedlich. Im Ge- samtsegment der Waschräume für Mit- arbeiter haben wir ermittelt, dass 26 Pro- zent der Handtrocknungen per Stoffrolle 2019 passiert sind. Den größten Teil machten die Trocknungen mit Papier aus und eher gering war die Trocknung mit Luft. Bei den Waschräumen für Be- sucher, Publikum, Schüler etc. spielt die Lufttrocknung allerdings eine größere Rolle. Detaillierte Ergebnisse finden Sie in unserer Studie.
WRP: Wie lassen sich die Effekte durch Corona auf den Markt genauer feststel- len ?
Michael Jansen: Im Moment lässt sich das nicht quantifizieren, aber da die Studie als Grundlagenforschung die ers- te solide Basis für die Evaluierung der Marktstrukturen vor Corona darstellt, kann bei der nächsten Erhebung der Ef- fekt sehr präzise aufgrund zum Beispiel der Faktoren Anzahl Waschräume, Nut- zungsverhalten und der spezifischen Verbräuche gemessen werden. Unsere aktuelle Studie ist der Ausgangspunkt für die quantitative Analyse von Verhal- tensänderungen und sich daraus erge- benden Investitionsentscheidungen.
     www.wrp-textilpflege.de
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