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Corona-Spezial
WRP: Welche innerbetrieblichen Maßnahmen müssen bzw. sollten die Betriebe jetzt treffen ?
Dalkowski: Generell gilt Wäsche jetzt nicht immer gleich als infektiös. Mit einfacher Handhygiene, einer regelmäßigen Reinigung der Oberflächen und strikter organisatorischer Trennung zwischen reiner und unreiner Ware sollten die Betriebe gut aufgestellt sein. Im Ladengeschäft selbst sollte man zudem zusätzlich auf das Einhalten von 1,5 Meter Mindestabstand achten, das gilt sowohl für Kunden als auch Mitarbeiter. Zur internen Kon- trolle kann es mitunter Sinn machen, einen klei- nen Hygieneplan aufzustellen. Damit ist dann si- chergestellt, dass bei der Reinigung des Betriebes nichts vergessen wird.
WRP: Dürfen Textilreinigungen Wäsche anneh- men, die nachweislich kontaminiert ist ?
Dalkowski: Nachweislich infizierte Wäsche muss in einem nach RKI oder VAH gelisteten Waschver- fahren behandelt werden und es müssen entspre- chende Hygienemaßnahmen, die vom RKI vorge- schrieben sind, umgesetzt sein. Gegebenenfalls muss die Annahme dann entsprechend verwei- gert werden, wenn dies nicht durch den Betrieb zu leisten ist.
WRP: Wird der Corona-Virus in der Reinigungsma- schine abgetötet ?
Dalkowski: Die Quellenlage zu diesem Thema ist schwierig und Praxistests wurden nie durchge-
Daniel Dalkowski
Zur Person
Daniel Dalkowski ist seit Februar 2019 Geschäftsführer der Europäischen Forschungsver- einigung Innovative Textilpflege, kurz EFIT, in Berlin. Er studierte Politikwissenschaft (B.A.) an der Philipps-Universität Marburg und hat einen Master-Abschluss. Dalkowski startete seine Karriere in der Branche 2014 beim Deut- schen Textilreinigungs-Verband (DTV). Bis 2019 arbeitete er hier als Referent für Kommunikation, heute ist er im Verband noch für internationale Projekte zustän- dig. Weiter ist Daniel Dalkowski Geschäftsführer Ostdeutscher Textilreinigungs-Verband und stellvertretender Geschäftsfüh- rer Textilreinigungs-Verband Nordrhein-Westfalen.
führt. Betrachtet man die chemische Seite gibt es durchaus gute Argumente, dass das Virus inakti- viert wird. Denn das Corona-Virus ist mit einer Li- pidschicht behüllt. Lösungsmittel lösen bekannt- lich Lipide bzw. Fette auf. Das Virus sollte daher eigentlich keine Chance haben. Nur: Getestet wur- de es nie und ergänzend muss man darauf hinwei- sen, dass das Virus selten in seiner ‚Reinform‘ auf dem Textil ist. In Flecken kommen mehrere Sub- stanzen zusammen, beispielsweise zusätzlich Proteine. Nachweislich infizierte Bekleidung soll- te daher zur Vorsicht – sofern kein RKI-Waschver- fahren möglich ist – für ein paar Tage trocken und warm gelagert werden. In dieser Zeit sollten die Viren nach jetzigem Kenntnisstand ihre Aktivität verlieren.
WRP: Welche Hilfen bietet die EFIT ihren Mitglie- dern an ?
Dalkowski: Die EFIT hat für die innerbetriebli- che Hygiene in der Vergangenheit einen Hygi- eneleitfaden erstellt. Darin sind kritische Punkte aufgeführt, die regelmäßig gereinigt werden soll- ten. Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit dem DTV eine Werbekampagne für die Reinigun- gen aufgelegt. Darin machen wir auf die wichtige gesellschaftliche Rolle unserer Betriebe für die Grundversorgung aufmerksam. Grundtenor: Oh- ne Textilhygiene geht es nicht. Das hat auch die Entscheidung der Bundesregierung gezeigt, die Textilreinigungen im Gegensatz zu vielen anderen Dienstleistern weiterhin geöffnet lässt.
Richard Sterr, Wäscherei-Reinigung Sterr und Präsident BTV
„Der wirtschaftliche Stillstand trifft alle hart“
In den letzten Wochen war die Kommunikation zwischen den Münchner Kollegen sehr rege Jeder berichtete von seinen Maßnahmen und Erfahrungen in seinem Betrieb Die Bandbreite von der kleinen Ein-Mann-Reinigung bis zum Krankenhauswäscher gibt dann ein sehr gutes Bild über die Branche in der momentanen Zeit ab
Leider gibt es durchweg nur sinkende bis fast auf Null stagnierende Umsätze zu vermelden Die staatlich ver- ordnete Brechstange im Wirtschaftsrad trifft alle hart Aber – zum Wohle der Menschheit – machen alle mit und halten sich an die Anordnungen Ein wenig stören den Unternehmer auch schon die immer höheren Summen, die unsere Regierung ausgeben möchte Das anfängliche Wohlwollen schlägt in die Befürchtung um, dass die Betriebe das alles wieder erarbeiten und bezahlen müssen Dies ist der wirtschaftliche Aspekt Zu dem Krank- heits- beziehungsweise Infektionsrisiko kann ich sowohl bei mir im Unternehmen, als auch bei meinen Kollegen keine große Angst feststellen Die Maßnahmen werden befolgt Keiner hat einen schweren Krankheitsfall Corona in seinem Bekanntenkreis Wir hoffen, dass die Maßnahmen bald wieder gelockert werden
www.wrp-textilpflege.de
WRP 4 / 2020 13
Eine Praxis-Stimme