Page 61 - FM_05-2021
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 Aquakulturbranche auf positive Entwicklungen wie kontinuierliche Verbesserungen auf dem Gebiet der Fischernährung hinwiesen – die in Naylors Analysen weitgehend ignoriert wurden –, begrüßten Naturschüt- zer und Aquakulturkritiker die Aussagen der Forscher, weil sie ihre eigenen Befürchtungen bestätigten. Dieser alte Nature-Artikel beeinflusst bis heute das Bild der Aquakultur in vielen Medien und der Öffentlichkeit, wie die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung zeigt, wonach angeblich fünf Kilogramm Wildfisch für die Aufzucht eines Kilogramms Farmfisch erforder- lich seien. Obwohl dieses Verhältnis längst nicht mehr stimmt, wird es immer wieder hervorgekramt und als Argument gegen Aquakultur genutzt.
Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit und umweltschonender Produktion
Jetzt hat die Stanford-Ökonomin im Team mit an- deren Wissenschaftler zurückgeblickt und erneut überprüft, was sich in den zwanzig Jahren seit der letzten Studie auf dem Gebiet der Aquakultur getan und verändert hat und bescheinigt der Aquakultur erhebliche Fortschritte im Hinblick auf Nachhal- tigkeit und umweltschonende Produktion (Naylor et al., 2020: A 20-year retrospective review of global
Die Aquakulturproduktion wertvoller Arten wie Garnelen, Lachse und Meeresfische ist seit 1997 um das Siebenfache gestiegen, ohne mehr Fischmehl und Fischöl zu verbrauchen.
aquaculture). Für ihre Metastudie haben die For- scher aus den USA, Asien, Europa und Südamerika Hunderte Publikationen ausgewertet, die seit der Jahrtausendwende zu aquakulturrelevanten Themen veröffentlicht wurden. Von Fischmehl und Fischöl, dem Wildfischeinsatz in Futtermitteln über die Süß- wasseraquakultur bis zur Algenproduktion. Seit der umstrittenen Studie aus dem Jahr 2000 hat sich das Volumen der weltweiten Aquakulturproduktion ver- dreifacht. Die aktuelle Untersuchung berücksichtigt
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 sowohl große, international agierende Unternehmen wie die Lachszuchten im offenen Meer als auch klei- ne Familienbetriebe, wie sie für viele Tilapiafarmen im Süßwasser typisch sind. Es ging um wichtige Fra- gen wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Produktion, welche Effekte die Einführung nachhal- tiger Zertifizierungsprogramme haben oder wie lo- kale Ökosysteme von „Dienstleistungen“ der Aqua- kultur (z.B. Kohlenstoffabscheidung) profitieren.
Teichwirtschaft + Aquakultur
   Fischereibedarf
HANS GRASSL GmbH
 
























































































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