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TITEL
Langfristige Nutzung
vor schnellem
wirtschaftlichem Gewinn
Nachhaltigkeit ist für Alaskas Fischerei kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis.
Das Prinzip einer nachhaltigen Nutzung der Ressourcen ist seit Gründung des US-Bundesstaates in der Verfassung festgeschrieben. Die strikte Einhaltung dieser Forderung sorgt dafür, dass die jährlichen Fänge an Alaska-Seelachs, Wildlachsen und anderen Arten das Gleichgewicht der maritimen Ökosysteme nicht gefährden und die Artenvielfalt auch zukünftig erhalten bleibt.
Es war einer der besten Deals in der US- Geschichte. Am 30. März 1867, fast auf den Tag genau vor 154 Jahren, verscherbelte
Russland seine Kolonie Alaska zum Schnäpp- chenpreis von 7,2 Millionen Dollar – nach heu- tigen Maßstäben etwa 130 Millionen Dollar – an die USA. Das Geschäft, das die Fläche der Ver- einigten Staaten um mehr als ein Sechstel an- wachsen ließ, wurde in nur einer Nacht durch Außenminister William Seward ausgehandelt und schon tags darauf vom US-Präsidenten An- drew Johnson unterzeichnet. Bei einem Preis unter fünf Dollar pro Quadratkilometer sicher einer der billigsten Landkäufe der Geschichte. Trotzdem konnten weite Teile der amerikani- schen Öffentlichkeit sich zunächst nicht so recht mit dem Neuerwerb anfreunden, den sie als „Seward‘s Ice Box“, „Sewards Dummheit“ oder „Johnsons Eisbärengehege“ verspotteten.
Die Millionenausgabe galt lange Zeit als Ver- schwendung von Steuergeldern. Irgendwann dämmerte es aber selbst dem letzten Nörg- ler, welch einzigartiger Schatz Alaska ist. Zu- erst kam der Klondike Gold Rush, der ab 1896 Scharen von Menschen in den Norden zog, dann wurden Mitte der 1950er-Jahre riesige Ölvorkommen bei Anchorage entdeckt. Alaska hat unermessliche Bodenschätze wie Kupfer, Eisen, Blei, Zink und Silber und größere Koh- lereserven als alle anderen US-Staaten zu- sammen. Diese „Argumente“ beschleunigten längst überfällige politische Entscheidungen. Am 3. Januar 1959 wurde die einstige Kolonie Russisch-Amerika als 49. Staat offiziell in die USA aufgenommen.
Fischreichtum ist ein Geschenk der Natur
Alaskas ist aber nicht nur reich an Bodenschät- zen, sondern besitzt auch eine ursprüngliche, unberührte Natur mit einem beeindruckenden Reichtum an Tier- und Pflanzenarten, der sich auch in den angrenzenden Meeren offenbart. Der nördlichste Bundesstaat der USA grenzt an die kühlen und nährstoffreichen Gewässer des Nordpazifiks und des Beringmeeres, die der an- gestammte Lebensraum für zahlreiche Fisch-, Krebstier- und Muschelarten sind. Sie alle finden hier optimale Aufwuchsbedingungen und reich- lich natürliche Nahrung. Niedrige Wassertempe- raturen sorgen für ein langsames Wachstum,
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Bereits die Staatsverfassung von 1959 enthält die Verpflichtung, die Fischbestände nach Grundsätzen einer nachhaltigen Bewirtschaftung zu nutzen.
Ringwadennetze kommen unter anderem beim Lachsfang im Küstenbereich zum Einsatz. Die Größe der Ringwaden-Schiffe ist auf höchstens 17,60 Meter begrenzt.
FischMagazin 4/2021 21