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Vitaminen und Fischöl gefüttert, denen die Wissenschaftler ein Pulver aus Mikroplastikpartikeln beigemischt hatten. Im Laufe des Experiments fraß jeder Wolfsbarsch etwa 163 Millionen dieser mikroskopisch winzigen Kunststoffperlen (Durchmesser: 1 bis 5 Mikrometer). „Obwohl wir die Wolfsbarsche im Vergleich zu na- türlichen Verhältnissen einer extrem hohen Mikroplastik-Belas- tung ausgesetzt haben, fanden sich in ihren Filets am Ende nur 1 bis 2 Partikel pro 5 Gramm Filet“, berichtet Dr. Sinem Zeytin-Schü- ning. Dr. Matthew Slater, Leiter der Arbeitsgruppe Aquakulturfor- schung am AWI, vermutet, dass es den Fischen anscheinend ge- linge, Partikel abzusondern und wieder auszuscheiden, bevor sie im Gewebe eingelagert werden. Die Ergebnisse können allerdings zunächst nur für diesen Speisefisch Entwarnung geben.
Die Wissenschaftler vermuten, dass es dem Wolfsbarsch gelingt, Plastikpartikel abzusondern und wieder auszuscheiden, bevor sie im Gewebe eingelagert werden.
Dänemark: Neues staatliches Label für die Fischerei
Dänemarks Fischereiminister hat diesen Montag ein neues Nachhaltigkeitslabel für die Fischerei des Landes vorgestellt, meldet das Ministerium. Die Zertifizierung „NaturSkånsom“ – auf Deutsch: Sanfte Natur – soll zum einen den Verbraucher darüber informieren, welche Fische mit umweltfreundlichen Methoden gefangen werden, zum anderen die Küstenfischerei unterstützen und die Meeresumwelt schützen, teilte Fischereiminister Mogens Jensen mit. Fischer, die sich an dem Programm beteiligen wollen, müssen mit umweltschonendem Fanggerät wie Langleinen oder nicht bodenberührenden Schleppnetzen fischen, um den Mee- resboden und dessen Ökosystem nicht zu schädigen. Die Fisch- kutter dürfen nicht länger als 17 Meter sein und die Fangfahrten müssen „kurz“ sein. Außerdem muss der Fisch aus gesunden Be- ständen stammen. Schließlich muss der Fischer erfolgreich an einem Kursus teilnehmen, um frischen Fisch von höchster Quali- tät bieten zu können. Ein Gremium aus Vertretern von Fischerei, Natur- und Umweltorganisationen, Forschungseinrichtungen und dänischen Fischereibehörden soll begleitend gewährleisten, dass das System den Erwartungen entspricht.
Dänemark besitzt seit diesem Montag mit dem Label „NaturSkånsom“ eine staatliche Nachhaltigkeitszertifizierung
für die Küstenfischerei.
Scharfe Kritik an der neuen Kennzeichnung kommt aus Krei- sen der Fischerei. Die dem dänischen Ministerium für Umwelt und Ernährung unterstellte Fischereibehörde, die in erster Linie neutral für Kontrolle, Anleitung und Subventionierung der Fi- scherei arbeite, habe mit der Kennzeichnung die Polarisierung der Fischerei weiter vorangetrieben, meint Lars Tornsberg, Autor des dänischen Portals Fiskerforum. Damit werde unter- schieden zwischen jenen Fischern, die „Umweltorganisationen zusammen mit dem wirtschaftsfeindlichen roten Flügel des Folketing als ‚Küstenfischerei mit sanfter Ausrüstung‘ bezeich- nen“, und jenem anderen, größeren Teil der dänischen Fischer, die mit Schleppnetzen das Gros der Fische – zwischen 80 und
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FischMagazin 11/2020 13
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90 Prozent – fischten. Die neue Kennzeichnung spiegele eine „veraltete und seltsam romantisierende Wahrnehmung der dä- nischen Fischerei“, mit einer Verherrlichung insbesondere der Stellnetzfischerei – obwohl gerade diese Fischerei in Küstennä- he mit Robben, die die Netze plünderten – zu kämpfen habe. Die überwiegende Mehrzahl der dänischen Fischerei – rund 80 Prozent – seien zertifiziert nach dem MSC-Standard, einem in- ternational von Forschung und Fischereiverwaltung anerkann- ten Label. Das werde von der Regierung ignoriert. Schließlich stelle sich die Frage: Wenn die Küstenfischer ihre Fische „um- weltfreundlich“ nennen dürfen, wie nennt man dann die ange- landeten Fische der Schleppnetzfischer ?