Page 11 - WRP-07_2023
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Aktuell
Foto: DBL
DIN SPEC 4872: Neuer Standard für Mikroplastik in der Wäsche
Hendrik Dewald hat bei DBL ITEX an der neuen Norm für Mikroplastik mitgearbeitet.
WRP: Herr Dewald, mit der neuen DIN SPEC 4872 kann die Umweltbelastung durch Mikroplastik, das beim Waschen von Texti- lien freigesetzt wird, künftig genau bestimmt werden. Was ist das Ziel des Verfahrens?
Hendrik Dewald: Mit Hilfe des Prüfverfah- rens kann bestimmt werden, wie viele Fa- sern aus der Kleidung beim Waschen aus- getragen werden, wie gut sich diese Fasern im Abwasser abbauen und wie schädlich die Faserrückstände für die Umwelt sind. Das Ziel ist, mit dem Prüfverfahren eine Vergleichbarkeit zwischen den Textilien zu schaffen, um in Zukunft schnell und einfach entscheiden zu können, wie viel Einfluss ein Produkt beim Waschen auf die Umwelt hat.
WRP: Wie funktioniert es ?
Hendrik Dewald: Das Prüfverfahren soll schnell und einfach erkenntlich machen, ob ein Kleidungsstück beim Waschen Fa- sernverliert,dielange–oderimbesten Fall weniger lange – in der Umwelt verwei- len, bis sie abgebaut sind. Dazu wurden Klassifizierungscodes erarbeitet, die dem Kleidungsstück zugewiesen werden kön-
nen. Hat ein Kleidungsstück einen solchen Code, kann man direkt den Faseraustrag erkennen und mit anderen Produkten, die ebenfalls den Code tragen, verglei- chen. Das könnte Unternehmen die Ent- scheidung in Zukunft leichter machen, auf nachhaltigere und weniger umweltschäd- liche Kleidungsstücke zurückzugreifen.
WRP: An der Entwicklung war auch die DBL ITEX beteiligt. Wie kam es dazu ?
Hendrik Dewald: Wir sind über den In- itiator der DIN SPEC 4872, also den Prüf- dienstleister Hohenstein, auf die Erstel- lung dieser Spezifikation aufmerksam ge- worden, und stellvertretend für ITEX war ich dann beim Kickoff-Meeting dabei. Die Intention und der Nachhaltigkeitsgedanke hinter der DIN SPEC hat uns so gut gefal- len, dass wir Teil davon sein wollten.
So haben wir gemeinsam mit anderen Un- ternehmenüberdenVerlaufvonetwaei- nem Jahr mit Hohenstein an der DIN SPEC gearbeitet, geforscht, normiert und Versu- che angestellt, die dann letztendlich in der Norm festgehalten worden sind.
WRP: Was genau bringt die neue Prüfme- thode und wie wird sie in der Praxis umge- setzt ? Was sind bisherige Erfahrungen ?
Hendrik Dewald: Die DIN SPEC wurde erst im Februar 2023 veröffentlicht – noch ist sie nicht sehr bekannt. Zurzeit geht es also darum, Unternehmen auf diese neue Spezifikation aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie sehr es sich lohnt, die Faser- freisetzung von Textilien beim Waschen vergleichbar zu machen.
Es könnte dazu führen, dass in Zukunft Un- ternehmen, die versuchen, ihren Umwelt- einfluss zu mindern, gezielt auf Kleidungs- stücke zurückgreifen – sei es Kauf- oder Mietkleidung –, die weniger Einfluss auf die Umwelt beim Waschen haben. Auch Vorgaben durch die Gesetzgebung – Stich- wort Bundes-Immissionsschutzgesetz – könnten dazu führen, dass eine solche Klassifizierung nötig wird, da zum Beispiel die Emission von Abwässern ins kommu- nale Netz weiter und feiner geregelt wird.