Page 70 - WRP-04-2020
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2007
2011 2012 2013
TS BK 8,39 % 7,83 % -0,1 % BIP 5 % 1,9 % -4 %
Der Textilservice mit Berufsbekleidung wächst stärker als das BIP
1 % 2,5 %
20 % 15 % 10 %
5% 0%
-5 %2007
2008 2009
2010 2011 2012
2013 2014
TS BK BIP
2015 2016 2017
2018*
TEXTIL | LEASING 2008 2009 2010
Tabelle 1
2,37 % 4,9 % 6,95 % 4,9 % 4,8 % 2 %
Auswirkungen auf den Textilservice
Der Textilservice mit Berufsbekleidung für Industrie und Handel hat langfristig bis auf wenige Jahre höhe- re Wachtumsraten erzielt als das Bruttoinlandspro- dukt (siehe Graphik „Der Textilservice mit Bekleidung wächst stärker als das BIP“). Das war auch in den letzten Berichtsjahren der Fall, wobei der Wert 2018 aufgrund einer neuen, größeren Befragungsbasis als Wachstumseffekt sicher überzeichnet ist.
Der Blick auf die Jahre der Finanzkrise zeigt, dass die Branche sich dem Abwärtssog nicht entziehen konnte, aber 2009 mit einem Null-Wachstum um vier Prozent besser lag als das Bruttoinlandsprodukt. Das war vor allem auf zwei Aspekte zurückzuführen:
▶ das Kurzarbeitergeld federte die Arbeitslosigkeit im Konjunktureinbruch ab
▶ die Standardverträge laufen über drei Jahre und bie- ten eine gewisse Zeitverzögerung.
Gleichwohl kann bei größeren Unternehmen im Rah- men der Verträge abgemeldet werden und auch wenn die Verträge es nicht vorsehen, wird ein langfristig arbeitendes Textilserviceunternehmen nicht auf der Einhaltung der Mengen beharren. So gesehen mildern Kurzarbeit und Vertragstyp die Folgen des scharfen Rückgangs im Arbeitsvolumen auch für den Textilser- vice ab. Entziehen kann sich die Branche aber nicht, denn es wird einfach weniger Arbeit anfallen. Wie viel, bleibt offen.
Es sind aber nicht alle Teilbranchen gleich betrof- fen. Nicht allen Handels- und Industrieunternehmen geht es schlecht. Der Lebensmitteleinzelhandel bei- spielsweise boomt. Die Logistikdienstleister wachsen kräftig. Beides sind interessante Kundengruppen für die Berufsbekleidung. Unternehmen, die systemre- levant sind, erfreuen sich teilweise stark zunehmen- der Nachfrage wie zum Beispiel Produzenten von Medizintechnik.
Es kommt also sehr auf das jeweilige Kundenportfolio des Unternehmens an wie bedrohlich der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten sich für das einzelne Unternehmen auswirkt. Hier muss jedes Textilser- viceunternehmen analysieren, wie die Situation für die großen Kunden aussieht, und ob der Kunden- be- ziehungsweise Produktmix zukunftsorientiert und ri- sikoverteilend ist. Generell ist dabei mit dem Grund- satz der kaufmännischen Vorsicht vorzugehen, denn das Wissen um den Verlauf der Krise ist begrenzt, schon allein weil die politischen Weichenstellun- gen „auf Sicht“ erfolgen und sehr weitreichend sein können.
Basis: Statistisches Bundesamt, Wirtex; *Textilservice auf neuer Ermittlungsbasis; BIP zu laufenden Preisen
getroffen wie das Gastgewerbe. Der Bekleidungsfilialist H & M hat beispielsweise für 20.000 Mitarbeiter Kurz- arbeit angemeldet. Lebensmittelhandel und Online- handel dagegen boomen. Auch das Baugewerbe steht noch verhältnismäßig gut da.
Unklare Aussichten
Insgesamt sind die Auswirkungen auf den Arbeits- markt noch nicht klar ersichtlich, auch weil die Tiefe der Krise erheblich von politischen Entscheidungen abhängig ist, die „auf Sicht“ getroffen werden. Und die „Sicht“ ist derzeit ein Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Zentral ist die Länge und die Breite der Vor- sichtsmaßnahmen im öffentlichen und wirtschaftli- chen Leben. Je länger diese Maßnahmen anhalten, desto schwieriger lässt sich Betriebsbereitschaft auf- rechterhalten und die Zuverlässigkeit der Wertschöp- fungskette erhalten.
Dabei ist auch für den Textilservice nicht nur die nationale Sicht bedeutend, sondern mit Bezug auf Exportmärkte und internationale Zuliefermärk- te müsste eine internationale Perspektive gepflegt werden. Kein Land in der Welt profitiert so sehr von internationalen Handelsbeziehungen wie Deutsch- land, gerade im Bereich der Industrie wie auch im Handel. Eine so hoch entwickelte Automobil- oder Maschinenbauindustrie wäre nicht denkbar ohne die Absatzmärkte und die Zuliefermärkte in Europa und Übersee. Ein so wettbewerbsfähiger Handel wie in Deutschland ist nicht denkbar ohne internationale Beschaffung.
70 WRP 4 / 2020
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