Page 7 - WRP-04-2020
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Corona-Spezial
 geschlossenen Schulen und Kitas, aber auch mit fehlenden Masken, Handschuhen oder Desinfek- tionsmitteln.
Dagegen kämpfen Dienstleister im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Textilreinigungen mit extremen Umsatzrückgängen. Teilweise brechen die Aufträge komplett weg. Wir haben eine Blitz- umfrage unter den Wäschereien durchgeführt, die ihre Umsätze vorwiegend aus dem Hotellerie- und Gastronomiegeschäft erzielen. Das Ergeb- nis ist erschreckend und die Betriebe stehen in ganz naher Zukunft vor dem Aus. Im besten Fall wurde ein Umsatzminus und ein Rückgang der eingesetzten Arbeitszeit in Höhe von 40 Prozent angegeben. Das Unternehmen mit den größten Einbrüchen meldete 90 Prozent weniger Umsatz und 50 Prozent weniger Arbeitsstunden. Das hat sich jüngst noch verschärft, die Lage ist mehr als ernst.
Die Betriebe mit Schwerpunkt in der Berufsklei- dungsversorgung verzeichnen aktuell zwar auch Umsatzeinbußen, allerdings weniger stark als die Wäschereien im Hotelsegment.
WRP: Wie wirkt das Corona-Virus auf die aktuelle Vertragssituation der Betriebe aus ?
Schumacher: Dienstleister mit festen Verträgen mit Hotellerie- und Gastronomie-Kunden – und damit eigentlich mit garantierten regelmäßigen Einnahmen – befürchten, dass ihre Kunden zah- lungsunfähig werden. Schon jetzt setzen Kun- den Zahlungen aus. Vor allem kleinere Betriebe können das nur schwer verkraften. Wenn ihre Kunden nicht mehr zahlen, geht es schnell um die Existenz. Kleinere Firmen haben meist nur geringe Rücklagen. Sie müssen Kurzarbeitergeld beantragen und Arbeitsstunden abbauen. Eine Weile können sie sich mit dem Abbau von Über- stunden- oder Urlaubskonten behelfen oder las- sen von ihren Mitarbeitern jetzt Arbeiten durch- führen, für die bisher im Betrieb keine Zeit war. Aber die Möglichkeiten sind extrem begrenzt. Im Schnitt sind die Kosten der Betriebe etwa zur Hälfte Personalkosten. Viele haben bereits Kurz- arbeitergeld beantragt. Auch Kündigungen wer- den nicht zu vermeiden sein. Und letztlich rech- nen wir schon jetzt damit, dass einige Firmen ganz aufgeben werden müssen.
WRP: Mit welchen Aufgaben muss sich der DTV ak- tuell besonders beschäftigen? Welche Hilfen bietet der Verband hier seinen Mitgliedern an ?
Schumacher: Die Mitglieder haben aktuell na- türlich einen erhöhten Informationsbedarf. Das komplette DTV-Team ist mit dem Beantworten von Anfragen, Verfassen von Rundschreiben und Informationsverbreitung und natürlich mit in- tensivem Lobbying-Einsatz in Berlin beschäftigt. Alles andere wurde zurückgestellt. Wir sind – wie unsere Betriebe – im Krisenmodus.
Dabei ändert sich die Situation von Tag zu Tag. Zu Beginn der Corona-Krise standen Fragen nach Regeln, Vorschriften und Standards – zum Beispiel solche, wie man im Betrieb eine notwendige Hy- giene garantieren kann oder seine Mitarbeiter vor möglichen Infektionen schützt – im Vordergrund. Später kamen Fragen nach der Beschaffung von Schutzmasken und Desinfektionsmitteln hinzu. Und selbstverständlich geht es auch um wirt- schaftliche und arbeitsrechtliche Themen: Wo kann ich Unterstützung finden, damit mein Un- ternehmen überlebt ? Wie sehen die Fördermittel, Steuerstundungen und andere Programme der Regierung aus? Wie kann ich Kurzarbeitergeld beantragen ?
Zusätzlich rücken Probleme in den Vordergrund, die mit den Maßnahmen von Bund und Ländern zusammenhängen, um die Corona-Ausbrei- tung einzudämmen: Können meine Mitarbeiter die Notfallbetreuung in Kitas und Schulen
„Und letztlich rechnen wir schon jetzt damit, dass einige Firmen ganz aufgeben werden müssen.“
Andreas Schumacher
  www.wrp-textilpflege.de
WRP 4 / 2020 7
Hygiene gewinnt in Zeiten der Corona-Pandemie noch mehr an Bedeutung. Abklatsch- probe bei einer Betriebsbegehung.
Foto: Gütegemeinschaft



















































































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