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Interview des Monats
24 Haustex 5 / 2020
raumausstattung.de
Jahr in diese schwierige Zeit hineinge- gangen sind.
Haustex: Herr Bußkamp, Sie sind Vorsit- zender des Matratzenverbandes und Vor- stand im Heimtex-Verband. Was hören Sie von Ihren Kollegen zur aktuellen Lage ?
Bußkamp: Wir haben in den Verbänden verschiedene Umfragen gemacht. Uni- sono beklagen die Mitglieder ein Zusam- menbrechen des Geschäftes von mehr als 50 Prozent. Beklagt wird auch, dass die staatlichen Maßnahmen nur sehr eingeschränkt helfen. Wir haben im Ma- tratzenbereich einen Fall, der über eine Produktionsschließung nachdenkt. An- sonstenerlebeichumsichtigesHandeln und es wird Ruhe bewahrt. Viele machen sich Gedanken über die Situation des Handels: Welche Strukturen laufen wei- ter, was passiert mit der Ware, die am La- ger ist ? Es herrscht keine Panik unter den Mitgliedern, aber es gibt viele Sorgen. Im
Bußkamp: Im Spannungsfeld von Marke und Fachhandel sowie Discount und Pri- vate Label sind wir auf beiden Seiten sehr erfolgreich. Wir haben weiterhin eine sehr positive Entwicklung und einen sehr schönen Erfolg mit Brinkhaus, gerade im Fachhandel, wo es eine hohe Akzeptanz gibt. Das wird weitergehen, auch wenn ich nicht weiß, wie groß dieses Potenzial künftig sein wird. Das Markengeschäft, bei dem wir aus dem Lager heraus liefern, ist weniger kritisch für uns. In den ande- ren Segmenten bereiten wir uns darauf vor, dass wir deutlich größere Aufträge bekommen. Das ist momentan schon der Fall.
Haustex:GrößereAufträgebedeutenaber nicht automatisch bessere Bedingungen.
Bußkamp: Es wird immer Nischen ge- ben, die ihre Daseinsberechtigung ha- ben, es wird auch weiterhin Menschen geben, die 1.000 Euro für eine Matratze
sich das nach der Krise weiter entwi- ckelt.
Haustex: Und die Frage, wer dann noch da ist...
Bußkamp: Wir als Hersteller sind nicht für den Handel verantwortlich. Wer ein Geschäft hat und gut verkaufen kann, egal welches Sortiment, wird auch wei- terhin gut verkaufen, weil er seinen Job gut macht.
Haustex: Rechnen Sie bei den Online- Anbietern mit einer weiteren Marktberei- nigung ?
Bußkamp: Ein paar Anbieter sind ja bereits weggebrochen. Auch im Bett- warenbereich gibt es mittlerweile eine kaum noch überschaubare Zahl an On- line-Shops, auch auf den verschiedenen Marktplätzen. Das Problem ist, dort Geld zu verdienen. Das gelingt, soweit ich das beurteilen kann, den wenigsten. Und ir- gendwann ist das Risikokapital einmal zu Ende. Vielleicht ist Corona hier auch eine bereinigende Situation. Handel ist nun einmal rein liquiditätsgetrieben. Es inte- ressiert weniger, ob jemand Gewinn oder Verlust macht, es geht nur um Cash. So- lange man noch Geld hat, dreht sich das Rad weiter, aber es muss immer schneller und immer größer werden. Da gibt es ir- gendwann eine Grenze.
Haustex: Um die Liquidität zu sichern, haben Bund und Länder diverse Hilfspa- kete geschnürt. Verdienen die Maßnah- men diesen Namen ?
Bußkamp: Es bekommt nur derjenige Geld, der eine positive Fortführungspro- gnose hat und im Controlling sowie sei- nen Zahlen eine gewisse Professionalität aufweisen kann. Damit ist diese Frage schon beantwortet. Wer diese Prognose nicht hat, wird leer ausgehen. Darüber kann man sicher streiten, das ist zum Bei- spiel für ein Restaurant oder eine Kneipe bedauerlich, wenn man die Vielfalt mag. Aber wer im Handel kein Geld mehr hat und auch kein Geld mehr verdient, muss irgendwann abschließen. Man muss im Sinne von Gerechtigkeit und Gleichheit
„Wir werden uns weiter mit dem
Thema einer Produktionsausweitung
im osteuropäischen Raum auseinandersetzen.“
Heimtex-Verband gehen wir ebenfalls davon aus, dass es zu Ausfällen kommen wird. So ist leider die Lage.
Haustex: Lassen sich entgangene Umsätze überhaupt kompensieren ?
Brockmöller: Ich glaube nicht, dass es in dieser unsicheren Zeit zu Nachho- leffekten im Handel kommt, insofern ist der Umsatz dort dann verloren. Die Krise wird zu Wettbewerbsverschärfun- gen führen, die wir teilweise jetzt schon beobachten können. Es wird sicherlich nicht so sein, dass der Durchschnitts- preis einer Matratze in den kommen- den Monaten steigt. Er wird weiter unter Druck geraten.
Haustex: Was bedeutet das für Ihre hoch- wertigeren Bereiche ?
ausgeben. Aber das Thema Preis steht absolut im Fokus unserer Vertriebspart- ner. Auch der letzte Test der StiWa mit einem Sieger, der 100 Euro kostet, geht in diese Richtung. Wir müssen uns künftig damit auseinandersetzen, dass das Low- Interest-Produkt Matratze fast schon zum Wegwerf-Produkt wird und die durch- schnittlichen VK-Preise unter 200 Euro sinken.
Brockmöller: Unser Vorteil ist, dass wir alle Bereiche bedienen können. Vom Preiseinstieg im Bereich Discount und Online über den mittleren Bereich mit der Marke Irisette bis hin zum hochwer- tigen Segment mit der Marke Brinkhaus, die eine sehr positive Entwicklung hat. Bestes Beispiel dafür ist die Eröffnung eines Brinkhaus Shops im KaDeWe in Berlin. Natürlich bleibt die Frage, wie