Page 52 - FM_06-2021
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  »Die Programm- verantwortlichen beim ZDF sollten sich fragen, wem diese arrogante Reportage, die das diffamie- rende Zerrbild eines respek- tablen Produktes zeichnet, wirklich weiterhilft.
äußert sich im Interview zwar nur allgemein, doch ihre Aussagen wurden so geschickt und absichtsvoll in den Film montiert, dass beim Zuschauer der Ein- druck entsteht, die Hersteller würden ihre Produkte falsch oder missverständlich labeln: „Vermutlich sind die Vorschriften für die Deklaration auf den Märkten oder auch in der Gastronomie nicht ausreichend, ... ich muss ... beim Namen des Produktes schon sehen können: Ist da Surimi drin oder nicht... Es ist oft ver- steckt angegeben, wenn überhaupt. Und von daher könnte hier noch deutlich nachgebessert werden, um den Verbrauchern auch wirklich die volle Trans- parenz zu geben.“ Man muss schon sehr genau hin- hören, um den wirklichen Inhalt dieser Passage zu erfassen und das nutzt Lege, um den Surimiherstel- lern pauschal „Tricks“ und Verbrauchertäuschung zu unterstellen. Dabei waren selbst die im Film gezeig- ten Royal-Surimigarnelen völlig korrekt und deutlich erkennbar als Surimiprodukte gekennzeichnet.
ZDF-Reportage schürt nur unbegründetes Misstrauen
Viele Konsumenten sind bereits informierter, als die Reportage mutmaßt. Das hat auch der ominöse Test gezeigt, bei dem Passanten auf der Straße echte Shrimps und „Surimiimitate“ verkosten sollten. Ob- wohl Lege beide Produkte zerstückelt und mit einer dicken Tunke zugekleistert hatte, war das Ergebnis für ihn enttäuschend, denn nach kurzer Zeit kamen alle Probanden darauf, dass es sich bei einem davon um Surimi handelte. Anscheinend sind die Waren- kenntnisse der Konsumenten größer, als Lege und das ZDF die Zuschauer mit dieser irreführenden Re- portage glauben machen möchten.
Es stimmt einfach nicht, wenn Lege behauptet,
dass die Fischindustrie versuche, „Surimi den Verbrauchern als echte Garnelen unterzuschieben“. Viele Konsumenten sind informierter, als die Reportage mutmaßt.
Im Kern erinnert der Surimi-Beitrag an die aufgeregte Diskussion über „Analogkäse“, der als angeblicher Ver- braucherbetrug – medial kräftig gepusht – vor gar nicht allzu langer Zeit die „öffentlich-rechtlichen Gemüter“ erhitzte. Jetzt hat sich der Wind gedreht und das einst- mals verfemte Produkt ist mittlerweile akzeptabel und „salonfähig“ geworden. Ursache des plötzlichen Sin- neswandels ist der aktuelle und wiederum eifrig von einigen Medien befeuerte Hype um vegetarische und vegane Ernährung. Niemand wird ernsthaft behaup- ten, dass Surimiprodukte echte Garnelen oder Crab- sticks ersetzen können oder sollen, doch sie sind eine erschwingliche, jederzeit verfügbare und schmackhaf- te Alternative, die sich für viele Verwendungszwecke – nicht zuletzt auch Meeresfrüchte-Cocktails – eignet. Wer darüber blasiert die Nase rümpft, muss sich den Vorwurf einer abgehobenen, elitären Marktsicht gefal- len lassen. Surimiprodukte sind hochwertige, protein- reiche Lebensmittel, für die sich niemand rechtfertigen oder gar schämen muss. Die Programmverantwort- lichen beim ZDF sollten sich jedoch einmal fragen, wem diese arrogante Reportage, die das diffamierende Zerrbild eines respektablen Produktes zeichnet, wirk- lich weiterhilft. Ein volkswirtschaftlicher Nutzen war jedenfalls nicht erkennbar und Sachaufklärung wurde auch nicht betrieben. Kritik in Detailfragen ist natür- lich weiterhin jederzeit möglich. Sie muss aber subs- tantiell sein und mehr bieten als nur Schaumschläge- rei wie im vorliegenden Fall. Am besten wäre es, wenn das ZDF die Serie seiner fragwürdigen Berichte über angebliche „Tricks“ bei der Herstellung von Lebens- mitteln ganz einstellt.
Dr. Manfred Klinkhardt
 Surimiprodukte sind hochwertige, proteinreiche Lebensmittel, für deren Erwerb und Genuss sich kein Verbraucher irgendwie rechtfertigen oder gar schämen muss.
52 FischMagazin 6-7/2021
www.fischmagazin.de
























































































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