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  NIEDERLANDE
    Die Aquakulturbetriebe des Landes erzeugen hauptsächlich Miesmuscheln in Bodenkulturen im Wattenmeer und der Oosterschelde. 2018 waren es 46.000 t.
Für 2018 wurde die Gesamtmenge auf 31 Millionen Austern (davon über 80 % Pazifische Felsenaustern) mit einem durchschnittlichen Erntegewicht von
85 Gramm geschätzt, was sich zu einer Gesamt- menge von 2.600 t summiert.
Pollack, der zum Beispiel als Rohware für das belieb- te Panadenerzeugnis Kibbeling dient.
Drei Viertel der niederländischen Fischprodukte werden exportiert
Unabhängig von Art und Herkunft der Rohware be- vorzugt die niederländische Fischindustrie aber nachhaltigkeitszertifizierte Produkte, insbesonde- re MSC- und ASC-gelabelte Ware, die es sowohl bei Heringen und Plattfischen, aber auch von Muscheln und Austern gibt. Solche Nachhaltigkeitslabel sind mittlerweile schon fast eine zwingende Vorausset- zung im Import- und Exportgeschäft geworden. Sie stärken die Marktposition des Fischgroßhandels und der fischverarbeitenden Industrie der Niederlande als Drehscheibe im Fisch- und Seafoodhandel in- nerhalb der EU-Länder. Die Handelstradition der „Holländer“ im Fischbereich reicht in das Mittelal- ter zurück und trotz des relativ geringen Beitrages der Seafoodindustrie zum BIP des Landes, der heute kaum 0,1 Prozent übersteigt, hat der Sektor noch im- mer große Bedeutung und stellt wie Käse und Tulpen einen unverzichtbaren Teil der nationalen Identität und des Selbstverständnisses unserer Nachbarn dar.
Im Ranking der beliebtesten Fischprodukte der Nie- derländer stehen Thunfischkonserven an der Spit- ze, gefolgt von Hering, Fischstäbchen und Lachs. Mit durchschnittlich 21,1 kg (Stand 2017) liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in den
»Die nieder­ ländische Fischindustrie bevorzugt nachhaltigkeits­ zertifizierte Produkte.
Arten, Lachse und Kabeljau bezogen werden. Darü- ber hinaus versorgen Vietnam, China, die Türkei und die Vereinigten Staaten die Abnehmer in den Nieder- landen mit einem vielfältigen Angebot an frischen, gefrorenen und verarbeiteten Seafooderzeugnissen.
Die rund 300 Unternehmen der niederländischen fischverarbeitenden Industrie konzentrieren sich hauptsächlich in Urk, IJmuiden sowie der Region Den Haag, Scheveningen und Katwijk. Zentrum der Gar- nelen- und Krustentierverarbeitung ist Yerseke (Pro- vinz Zeeland). Etwa drei Viertel der Rohware werden direkt in den Niederlanden verarbeitet, das verblei- bende Viertel der Verarbeitung findet hingegen in ausländischen Betrieben statt, die auf verschiedene Weise mit niederländischen Unternehmen verbun- den sind. Der Gesamtumsatz der Branche liegt über 4 Milliarden Euro. Neben der Matjesherstellung wer- den in den Niederlanden vor allem Schollen aus der eigenen Fischerei filetiert und zu unterschiedlichen Produkten veredelt, auch Seezungen und Nordsee- krabben haben enorme Bedeutung. Die Industrie reagiert sehr flexibel auf wechselnde Anforderungen der Kunden, wobei eine hohe Wertschöpfung stets das Ziel ist. In den letzten Jahren vollzieht sich je- doch ein langsamer Wandel, denn einige Unterneh- men verarbeiten zunehmend weniger Nordseearten und setzen stattdessen auf die Veredlung von Fisch- arten, bei denen eine weitgehend stabile Rohstoff- versorgung gesichert erscheint. Das beugt gelegent- lichen Lieferengpässen vor und ermöglicht eine kon- tinuierliche Produktion. Typisch für diese Strategie ist die Veredlung frischer Lachse zu Filets, Steaks und Räucherprodukten, von Thunfischen oder Alaska
30 FischMagazin 11/2020
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