Page 26 - Designbelaege_LVT_2019
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 Ohne PVC – eine Branche macht sich frei
Die Bodenbelagsbranche lebt gut von PVC-Böden. Trotzdem werden alternative Materialien immer interessanter. Carl Ruland, Geschäftsführer Europa von Novalis International, einem der größten Hersteller von PVC- Designbelägen in China, erklärt die Entwicklung und zeigt Hintergründe auf.
Der Erfolg der Designbeläge, mittler­ weile hat sich international der Begriff LVT (Luxury Vinyl Tiles) eingebürgert, hat die Bodenbelagsbranche sehr verändert. Es gibt kaum noch einen Fußbodenhersteller oder Großhändler, welcher dieses noch immer stark wachsende Produkt nicht im Sortiment hat.
Gleichzeitig, auch das ist ein genereller Trend, bemüht sich fast jedes Unternehmen um eine PVC­freie Alternative. Woher kommt dieses Be­ streben, eine stark wachsende Produktgruppe noch in der Wachstumsphase durch ein ande­ res, aber ähnliches Produkt zu ersetzen?
Schon einmal hatte es einen Versuch gegeben,
dukte in den Markt einzuführen. Bereits im Februar 2003, also vor fast 16 Jahren, erschien in BTH Heimtex ein Artikel mit der Überschrift: „Polyolefin – Zukunftslösung oder unverlegbar ?“
Mit großem Aufwand wurden damals von mehreren Herstel­ lern sehr aufwendig gestaltete Kollektionen in den Markt einge­ führt. Eine flächendeckende erfolgreiche Vermarktung schei­ terte seinerzeit jedoch an der geringen Dimensionsstabilität und schlechter Kleberhaftung. Diese Gründe sind heute weit­ gehend eliminiert. Die Klebstoffindustrie hat mittlerweile Pro­ dukte entwickelt, welche eine sichere Verklebung gewährleis­ ten; und was schwimmend verlegt wird, muss ja nicht verklebt werden.
Rising tide raises all boats – alle Boote steigen
Mit der großflächigen Vermarktung von LVT mit Klick­Systemen ab dem Jahr 2010 begann das bemerkenswerte weltweite Wachstum der gesamten Gattung von damals ca. 120 Mio. m2 auf ca. 500 Mio. m2 im Jahr 2018. Zu diesem Wachstum haben viele Faktoren beigetragen.
Die entstandenen Mengenvorteile bei Roh­ stoffen sowie in der Produktion haben zu signifikanten Marktpreisreduzierungen ge­ führt. Zusätzlich ist um LVT herum die Zulie­ ferindustrie mitgewachsen, die das Produkt technisch und optisch wesentlich verbessert hat. Hierzu zählen u.a. die Drucker der Dekor­ filme, die Hersteller von Glasfaserlagen und Produzenten der Lacke für eine matte abrieb­ feste Oberfläche.
Aus diesem Wachstum sind jetzt auch Ver­ bundeffekte entstanden, von denen PVC­freie Böden profitieren können. Konventionelle Herstellungsverfahren, die weiterentwickelt und
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Carl Ruland Geschäftsführer Europa von Novalis International
PVC­freie Pro­
verfeinert wurden, erlauben es nun, auch andere Materialzu­ sammenstellungen für Träger­ bzw. Basisplatten zu produzie­ ren.
Mittlerweile kommen verschiedene Kombinationen von Poly­ meren und Füllstoffen auf den Markt. Moderne Designs wer­ den auch auf alternative Druckfilmmaterialien gedruckt; teil­ weise direkt mit einer Oberflächenstruktur versehen, bevor diese dann auf die Trägerplatten verklebt werden.
Der Digitaldirektdruck auf die Platte erweist sich als ernsthafte ästhetische Alternative. Diese Drucke sind mittlerweile auf vie­ len Materialkombinationen umsetzbar. Und heute gibt es sogar transparente Lackschichten mit einer drucksynchronen Ober­ flächenstruktur.
Die Chlor-Sache – nicht drumherum reden
Bei aller Marktakzeptanz der LVT­Böden gibt es in Teilen des Marktes und bei der Bevölkerung immer noch mehr oder we­ niger große Vorbehalte gegenüber PVC und dem darin enthal­ tenen Chlor. Von allen Kunststoffen wird PVC wegen seiner Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt am kontroversesten
Gastbeitrag














































































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