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            bundesamt (UBA) auf die Schwierigkeit der Flächenkonkurrenz hin und darauf, dass in Deutschland eigentlich keine Fläche dafür ver- fügbar ist Und selbst wenn Unternehmen in Deutschland Kompensationsprojekte machen, wird die Kompensation nicht dem Auftraggeber (also beispielsweise Ihnen als deutschem Unter- nehmen oder Unternehmen aus Panama, welche gerne CO2-Emissionen kompensieren möchten) zugeschrieben, sondern hilft Deutschland im internationalen Wettbewerb mit anderen Na- tionen in der Erreichung der nationalen Klima- schutzziele2) 3)
Wird hier wieder einmal mit doppelten Standards gemessen und mit Doppelmoral bewertet ? Darin ist insbesondere Deutschland ja Weltmeister...
Problem Nr. 1: Treibhausgas-Emissionen
Um dem globalen Problem Klimawandel entgegenzuwirken, gibt es weltweit enorme Anstrengungen, die anthropogenen Emissio- nen von Treibhausgasen (THG, wir sprechen hier der Einfachheit halber nur von CO2) zu ver- meiden, zu reduzieren und – wo nicht anders möglich – durch klimapositive Maßnahmen zu kompensieren Für den Klimawandel ist nur die Betrachtung anthropogener Treibhausgase we- sentlich, da die THG-Bilanz ohne menschliches Handeln im Gleichgewicht steht
Doch welchen Anteil macht der anthropogene Anteil von THG in der Atmosphäre aus? Die Konzentration von CO2 liegt derzeit bei etwa 400 ppm (parts per million, Teile von einer Mil- lion) Vor der Industrialisierung um 1850 lag sie in der Atmosphäre bei etwa 280 ppm Die Diffe- renz von 120 ppm kann als anthropogener An- teil durch die Verbrennung fossiler Ressourcen
1970
Abb. 2: Entwicklung des globalen Ressourcenverbrauchs
betrachtet werden4) Bezogen auf die 400 ppm kommen aktuell jährlich 3 % an anthropogenem CO2 hinzu, also 12 ppm Atmosphärenanteil 2,5 % des jährlichen anthropogenen CO2 stam- men aus Deutschland (761 Mio t in 2022), was einem Anteil von jährlich 0,3 ppm entspricht (Abbildung 1 zeigt die Zusammensetzung un- serer Atmosphäre und die genannten Zahlen zur Veranschaulichung in Höhen von Gebäuden und Alltagsgegenständen)
Natürlich ist es durch die globalisierte Wirt-
schaft und den Warenverkehr von allen in
alle Länder nicht möglich die CO2-Emissionen
eindeutig Verursacherländern zuzuschreiben
Doch genau solche Rankinglisten mit Emissio-
nen je Land und – aussagekräftiger – je Kopf,
werden gemacht, um einen Überblick zu erhal-
ten Die Zahl 0,3 ppm des jährlichen deutschen
CO -Beitrags in der Atmosphäre erscheint un- 2
vorstellbar klein Doch stellt uns die Reduktion/ Vermeidung der in Deutschland produzierten Menge CO2 – welche an sich wiederum eine unvorstellbar große Zahl ist – vor große Heraus- forderungen, wie später im Artikel zu sehen ist
Problem Nr. 2: Ressourcenverbrauch
Ein weiteres globales Problem ergibt sich durch die Tatsache, dass weltweit pro Jahr mehr Res- sourcen verbraucht werden als im gleichen Zeitraum von der Erde erneuert werden können Diese Tatsache wird durch den Earth Overshoot Day veranschaulicht Er gibt an, an welchem Tag im Jahr die globalen Ressourcen für ein Jahr verbraucht sind Wurden 1970 noch die Ressourcen einer Erde in Anspruch genommen, so „verbrauchten“ wir im Jahre 2022 schon 1,75 Erden und somit war der Earth Overshoot Day bereits am 28 Juli5) (Abbildung 2)! Die-
se Überbeanspruchung von Ressourcen ist mit massiven sozialen Ungerechtigkeiten und Umweltproblemen wie Biodiversitätsverlust, Bodenverlust, Belastung von Boden, Wasser und Luft mit Schadstoffen etc verbunden
Natürlich stößt das Konzept Earth Overshoot Day an seine Grenzen: Die Daten sind nicht immer ausreichend (die vorhandenen jedoch durch Open Source transparent) Es wird nur der Verbrauch nachwachsender Rohstoffe be- rücksichtigt und nicht der Verbrauch von fossi- len Brennstoffen, seltener Erden oder Metallen wie etwa Lithium für die Batterieproduktion Und natürlich ist es schwierig, den globalen Ver- brauch verschiedenster nachwachsender Roh- stoffe auf einen Kennwert herunterzubrechen Die Botschaft jedoch ist klar: Der Ressourcen- verbrauch der Menschheit überlastet die Erde
Nicht Klimaschutz, sondern „echte Kreislaufwirtschaft“
Doch was dominiert beziehungsweise sollte primär angegangen werden: das Klimaproblem oder das Ressourcenproblem? Aus der Sicht des Kompetenz-Zentrum Textil+Sonnenschutz ist das Ressourcenproblem primär von Bedeu- tung – auch für den Klimaschutz – und auch leichter/sinnvoller anzugehen Denn für die Bereitstellung von Ressourcen wird dreifach (fossiler beziehungsweise in Biomasse ge- bundener) Kohlenstoff und somit auch CO2 (bei der Verbrennung am End-of-Life) emittiert:
1 In der Gewinnung der Rohstoffe aus fossilen Quellen
2 In der nicht nachhaltigen Gewinnung bio- basierter Rohstoffe
3 Durch den Energiebedarf in der Verarbeitung vom Rohstoff zum fertigen Produkt
Foto: Kompetenz-Zentrum Textil+Sonnenschutz
  1970 wurden die Ressourcen einer Erde in Anspruch genommen, im Jahr 2022 waren es 1,75 Erden. Der Earth Overshoot Day war in 2022 bereits am 28. Juli. Er gibt an, an welchem Tag im Jahr die globalen Ressourcen für ein Jahr bereits verbraucht sind.
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