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 Interview
Seit seiner Gründung 1946 pflegt Jab Anstoetz eine enge Partnerschaft mit dem Raumausstatter-Hand- werk. Den Kunden wird eine große Sortimentstiefe, exzellente Qualität und Lieferfähigkeit sowie Marke- ting- und Servicetools geboten.
Im Leitbild des Unternehmens sind die Werte Of- fenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit fest veran- kert. Danach soll das Sponsoring-Programm eine Wertschätzung der Einrichtungsbranche und ih- rer Handwerksberufe darstellen und der jungen Generation Entwicklungs- und Erfolgschancen bieten.
Nach der Meisterprüfung in die Selbständigkeit
Daniel Schulze ist einer der jungen Raumausstatter, die im Rahmen ihrer Meisterprüfung in den Genuss der Sponsoringmaßnahmen von Jab Anstoetz gekom- men sind.
Ursprünglich wollte der gebürtige Bielefelder Innen- architekt werden. Vor dem Studium – das war der Plan – wollte Schulze eine handwerkliche Ausbil- dung machen und landete so eher zufällig in einem Raumausstatter-Betrieb. Die Arbeit dort gefiel ihm auf
 „Wir müssen unseren Kunden nachhaltige Produkte schmackhaft machen“
BTH Heimtex: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur bestanden Raumausstat- ter Meisterprüfung. Was hat Sie bewogen, in einer eher schwierigen Zeit den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen ?
Daniel Schulze: An der Idee zur Selbständigkeit und zu einem eigenen Laden arbeite ich schon seit Ende 2019. Ursprünglich wollte ich den Meisterkurs bereits 2020 absolvieren, doch der fiel Corona bedingt aus.
Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein schönes Zuhause ist und ich bin davon über­ zeugt, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird und dass die Menschen weiterhin in die Verschönerung ihres privaten Lebensbereichs investieren werden.
Dass der Bedarf da ist, kann ich schon jetzt erkennen, denn ich habe bereits verschiedene Anfragen erhalten – und das, obwohl ich mein Geschäft noch nicht einmal eröffnet habe.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Gibt es einen Bereich, der Ihnen am meisten liegt ?
Daniel Schulze: Am meisten gefällt mir tatsäch­ lich die Vielseitigkeit des Berufs. Man macht jeden Tag etwas anderes, mal die traditionelle, gesteckte Gardine, dann verarbeitet man einen hochmodernen Stoff, der ganz anders dekoriert wird und macht dann womöglich am nächsten Tag Bodenlegearbeiten, die viel Kraft erfordern. Au­ ßerdem bin ich sehr gerne bei Kunden, berate
sie vor Ort und montiere dann die Produkte. Unser Beruf ist etwas sehr Persönliches, denn man berät den Kunden, was er zu Hause ändern kann und erhält dabei Zutritt zu Räumen, die normalerweise nur Familie und Freunden vorbe­ halten sind. Bei allem bin ich aber ein Gardinen­ Mensch. Alles rund um die Gardine ist mein Ding, das mache ich besonders gerne.
Wie haben Sie die Vorbereitung auf die Meis- terprüfung erlebt. Sind die Aufgabenstellun- gen Ihrer Meinung nach praxisnah genug ?
Daniel Schulze: Grundsätzlich finde ich es gut, dass es immer ein konkretes Thema in der Meisterprüfung gibt, zu dem ein Gesamt­ Konzept erarbeitet werden muss. In meinem Fall war die Aufgabenstellung, eine Fotobox für ein Musical, eine Oper oder ein Theaterstück zu entwickeln.
In der Umsetzung musste erkennbar sein, um welches Stück es geht, Das setzt voraus, dass man sich im Vorfeld dazu viele Gedanken macht, recherchiert und viele Informationen einholt. Das finde ich sehr praxisnah, denn beim Kunden ist es genauso.
Er hat eine Vorstellung, wie etwas aussehen soll und die Aufgabe des Raumausstatters ist es dann, sich dazu Gedanken zu machen und kon­ krete Ideen und Vorschläge zu entwickeln.
Wie würden Sie einen jungen Menschen für Ihrem Beruf begeistern ?
Daniel Schulze: Ich würde meinen Beruf als ei­ nen ausgesprochen vielseitigen Beruf erklären, in dem man die unterschiedlichsten Arbeiten vom Polstern, Nähen, Bodenverlegen bis zur Be­ ratung macht. Das Schöne daran ist auch, dass man die Früchte seiner Arbeit sehen kann.
Musss man Talent mitbringen, wenn man sich für den Beruf des Raumausstatters in- teressiert ?
Daniel Schulze: Ein gewisses handwerkliches Geschick sollte man durchaus haben, denn der Handwerks­Part hat schon einen großen Anteil an unserer Tätigkeit und ist die Basis. Darauf baut sich dann der kreative Teil auf.
Wie wichtig ist daneben auch ein Gespür für Marketing und die richtige Kundenanspra- che ? Ist das Bestandteil der Ausbildung ?
Daniel Schulze: Ich halte das für sehr wichtig, denn das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass ein Laden gut funktioniert. Leider werden diese Themen in der Ausbildung allenfalls angerissen. Man lernt einige Begriffe aus dem Marketing kennen nicht aber, wie das Gehörte in der Pra­ xis angewendet wird. Hier könnte definitiv mehr gemacht werden, da ist noch viel Potential. Es wäre beispielsweise gut, mit dem Thema Marketing etwas mehr in die Praxis zu
gehen, um so zu zeigen, wie genau gu­ tes Marketing konkret umgesetzt wird. Daher habe ich mich auch entschieden, die Entwicklung von Logo und Website
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