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   Kostenbelastung im Textilservice steigt im ersten Quartal 2023 weiter
Die deutsche Wirtschaft ist in einer Rezes- sion Die Gründe dafür liegen vor allem auf der Angebotsseite, aber auch Investitionen und Konsum werden derzeit geschwächt Zu wenig Arbeitskräfte, der Umbau von Lieferketten, steigende Zinsen, eine hohe Steuerbelastung, hohe bürokratische Hür- den für große und kleine Investitionen und inflationär bedingte, sinkende Real- einkommen kennzeichnen die Situation Entsprechend ist im ersten Quartal des Jahres 2023 auch der Kostenindex für den Textilservice weiter von 132 auf 135 Index- punkte gestiegen
Trotz Subvention bleiben die Energiekosten sehr hoch
Die Energiekosten der Unternehmen wer- den durch die Strom- und Gaspreisbrem- se insgesamt auf ein niedrigeres Niveau gedrückt Vor allem dadurch fallen die Energiekosten von 184 Indexpunkten zum Ende 2022 auf 170 Indexpunkte im März 2023
Trotz der Energiepreisbremse sind die En- ergiekosten seit dem Basisjahr des DTV- Indexes 2015 doppelt so stark gestiegen wie der Index insgesamt Die Energiepreis- bremsen gelten zunächst bis Ende 2023 Politisch gesehen ist unklar, wie die Sub- ventionierung weitergeht Generell ist noch nicht abzusehen, ob und wie der Umbau der deutschen Energieversorgung zu nied- rigeren Energiekosten führen wird
Die Arbeitskosten werden kräftig zulegen
Bei den Arbeitskosten liegen diesem In- dex die Tarifverträge bzw die gesetzlichen Mindestlohnbestimmungen zugrunde Der im März 2023 noch gültige Tarifver- trag der Intex hat einen ungewöhnlich langen Zeitraum gehabt, der auf der Arbeitskostenseite eine lange tarifliche Ruhe brachte
Die letzte tarifliche Lohnerhöhung im Au- gust 2022 betrug in einer stark inflatio- nären Umgebung 2,0 Prozent, welches den Jahresdurchschnitt der Tariflohnbelastung laut dem DTV maßvoll ansteigen ließ Bei den Unternehmen der Tatex ist der Kosten- index auf den gesetzlichen Mindestlohn als Basis umgestiegen Dadurch gab es mit der zügigen Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns ab Oktober 2022 eine Erhö- hung der Kostenbelastung
Der DTV geht davon aus, dass der neu zu verhandelnde Tarifvertrag der Intex ange- sichts der inflationären Geldentwicklung einen deutlichen Lohnzuwachs bringen wird Auch beim gesetzlichen Mindestlohn rechnet der Verband zum 1 Januar 2024 mit einer Anhebung durch eine Verord- nung Soweit die Wäschereien in der Tatex zusammengeschlossen sind, ist davon auszugehen, dass die Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns auch Einfluss auf die zukünftige Höhe der Lohnempfeh- lungen haben wird, ergänzt der Verband
Auch Textilien und Waschchemie werden teurer
Die Entwicklung der Kostpreise bei Textilien verlief im ersten Quartal 2023 unterhalb
der allgemeinen Inflation Der Textilkos- tenindex stieg von 127 auf 131 im März 2023 um 4 Punkte Dabei stiegen nicht so sehr die importierten Textilien, sondern die in Deutschland hergestellten Waren
Hervorzuheben ist, dass bei den bran- chenspezifischen Kostpreisen auch die ge- werblichen Waschmittel im ersten Quartal um 3 Indexpunkte zugelegt haben
Bei den für alle Unternehmen wesent- lichen Kosten ist wichtig, dass die Zinsen für gewerbliche Finanzierungen weiter stark ansteigen Vom Jahresende 2022 bis zum Abschluss des ersten Quartals 2023 stieg der Finanzierungskostenindex um 46 Punkte von 174 auf 220 Indexpunkte Zusätzlich haben die Banken aus risiko- politischen Überlegungen ihre Bonitätsan- forderungen erhöht
Gesamtsituation belastet Textilservice erheblich
Der Textilservice ist prozyklisch geprägt Geht es den Kunden gut, erhöhen sie ihre Nachfrage Ist der Geschäftsverlauf unbefriedigend, wird selbst im Rahmen von Dreijahresverträgen das Wäscheauf- kommen reduziert Es gibt zwar Zeitverzö-
DEUTSCHER TEXTILREINIGUNGS-VERBAND E.V.
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