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Wäscherei | praxis
den. Und über professionelle Dosieranlagen kann man Wasch- und Desinfektionsmittel grammge- nau automatisch zugeben.
WRP: Welche Verfahren sind notwendig, wenn nachweislich Wäsche vorliegt von mit dem Corona- virus infizierten Menschen ?
Dr. Meyer: Für die Behandlung der Wäsche von Patienten, die mit dem SARS-CoV-2- Virus infi- ziert sind, empfiehlt das RKI die Verwendung von desinfizierenden Wäschedesinfektionsverfahren gemäß RKI-Liste. Die Firma Kreussler hat meh- rere solcher Verfahren gelistet, die sich sowohl in Großwäschereien als auch Textilreinigungen, die über eine Profimaschine verfügen, umsetzen lassen. Dank der extremen Konzentration unserer Produkte – wir gehen hier bis an die Grenze der physikalischen Machbarkeit – genügen bereits kleinste Mengen für eine sichere Desinfektion. Gleichzeitig werden die Textilien besonders scho- nend behandelt, um ihre Lebensdauer zu opti- mieren.
WRP: Wie ist mit infektionsverdächtiger Wäsche umzugehen ?
Dr. Meyer: Auch bei infektionsverdächtiger Wä- sche, also ohne Nachweis auf Infektion durch SARS CoV-2, muss desinfizierend gewaschen werden. Es ist aber nicht festgelegt, wie genau das zu erfolgen hat. Betriebe, die sich nach Güte- zeichen-RAL 992/2, 992/3 oder 992/4 zertifizieren lassen, sollen in diesem Fall gemäß der Listung be- ziehungsweise der eingereichten Verfahren beim RKI oder gemäß der gelisteten Verfahren beim VAH desinfizierend waschen. Hier sind auch Kon- tinueanlagen erlaubt, die nach der Desinfektions- mittelliste des RKI – bis auf eine Ausnahme – nicht vorgesehen sind.
WRP: Was unterscheidet RKI-gelistete Verfahren für die Desinfektion von Wäsche von Verfahren gemäß VAH-Listung ?
Dr. Meyer: Das RKI gibt vor, wie die Textilien im Seuchenfall, das heißt bei Kontamination mit mel- depflichtigen Keimen, zu behandeln sind. Das ist die sogenannte ‚Liste der vom RKI geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren‘. Ist eine thermische Desinfektion – 10 Minuten bei 90°C oder 15 Minuten bei 85°C – nicht möglich, so kann man chemothermische Verfahren bei niedri- geren Temperaturen anwenden, welche in Tabelle 4a der oben genannten Liste aufgeführt werden.
Dr. Cord Meyer
Zur Person
Dr. Cord Meyer ist seit 2007 Lei- ter Forschung und Entwicklung bei Kreussler Textile Care. Nach seinem Studium der Chemie
an der Universität Düsseldorf und der Promotion über die Synthese von Fluoreszenzfarb- stoffen war er unter anderem als Forschungsprojektleiter am wfk – Cleaning Technology Institute in Krefeld tätig.
Hier sind Produkte, Dosierung, Temperatur, Zeit und Flottenverhältnis angegeben. Wie der Name der Liste sagt, sind die Verfahren vom RKI geprüft. Der Hersteller der Desinfektionswaschmittel hat seinen Prozess erarbeitet und bereits von mehre- ren unabhängigen akkreditierten Instituten nach vorgegebenen Methoden als sicher wirksam in Gutachten bestätigt bekommen. Es wird dabei auch geprüft, dass die Wäsche durch den Prozess nicht zu sehr geschädigt wird. Das RKI überprüft die eingereichten Unterlagen und gegebenenfalls auch diese Prozesse noch einmal in der Praxis. So ist gewährleistet, dass im Bedarfsfall die notwen- dige Wirkung entfaltet wird, sofern die Bedingun- gen auch eingehalten werden.
Beim VAH werden in der Regel die gleichen Un- terlagen eingereicht, hier erfolgt aber nur eine Prüfung der Dokumente. Der VAH stellt keine Ver- fahren für den Seuchenfall zusammen, sondern möchte dem Anwender eine Auswahl von Desin- fektionsmitteln für die „routinemäßige und pro- phylaktische Desinfektion“ an die Hand geben. Im Seuchenfall ist ein RKI-Verfahren mit einer Um- setzung fast ausschließlich auf Waschschleuder- maschinen obligatorisch. Für die tägliche Routine im Krankenhaus und in Pflegeheimen ist nicht vorgeschrieben, wie desinfiziert werden muss, nur dass eine Desinfektion zu erfolgen hat. Dies kann auch auf Kontinueanlagen wie Tunnelwaschan- lagen erfolgen.
Die Gütezeichengemeinschaft verlangt für eine Zertifizierung, dass Verfahren aus einer der beiden Listen verwendet werden. Dadurch ist zumindest gewährleistet, dass die Verfahren bereits als wirk- sam begutachtet wurden. Neuerdings kann man die Gutachten auch direkt bei der Gütezeichenge- meinschaft einreichen.
WRP: Während weiße Arztkittel und Praxisklei- dung problemlos höhere Temperaturen und starke Desinfektionsmittel vertragen, ist die Bewohnerwä- sche aus Alten- und Pflegeheimen meistens deutlich empfindlicher. Wie ist hier zu verfahren ?
Dr. Meyer: Häufig hat man bei der Bewohnerwä- sche mit Mohair-Cardigans und Wollpullovern zu tun. Die von Kreussler erfundene Nassreinigung bietet in diesem Fall die Möglichkeit, auch hoch- empfindliche Wolltextilien nicht nur schonend sauber zu bekommen, sondern auch Keime abzu- töten – ohne das Gewebe zu zerstören, wie es bei herkömmlichen Desinfektionsverfahren der Fall wäre. Aber in der Nassreinigung ist das vom
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