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denn am Ende rechnet sich alles gleich“, erzählt sie. Wichtig sei ihr nur gewesen, „dass das Un- ternehmen eingeführt ist, nicht allzu groß, dass das Produkt nicht im Netz abbildbar ist und sich verbraucht.“ Als sie durch Zufall davon erfuhr, dass für die Picobello-Textilreinigung, die da- mals im Rahmen einer Erbauseinandersetzung unter Nachlassverwaltung stand, ein Käufer gesucht wurde, sah sie die Gelegenheit gekom- men und schaffte es mit Überzeugungskraft und Beharrlichkeit, den Zuschlag für den Betrieb zu bekommen.
„Maschinen bringen das Geld“
„Bis dahin hatte ich so gut wie keine Erfahrun- gen mit Reinigungen, wusste noch nicht ein- mal, was eine Hemdenpuppe ist“, erzählt sie schmunzelnd. Was sie aus ihrer Zeit im Stahl- werk allerdings wusste, war, dass es am Ende die Maschinen sind, die das Geld bringen. Und weil die bestehenden veraltet waren und ohnehin nicht zum Verkauf standen, war eine ihrer ers- ten Handlungen, nach Mailand zur Expo Deter- go zu fliegen, um mit Herstellern in Kontakt zu treten und sich ausführlich über die Technik zu informieren.
„Über Umwege bin ich dann auch zur Firma Treysse gekommen, die sofort ein Konzept für meinen Betrieb erstellte und mir die Zusage gab, die neuen Maschinen innerhalb einer Woche zu installieren“, erinnert sie sich. Bis dahin versuchte sie mit einer gebrauchten Miele-Haushaltswasch- maschine und viel Improvisationstalent den Be- trieb am Laufen zu halten. Die Sanierung der in die Jahre gekommenen Räume fand dann mehr oder weniger im laufenden Betrieb statt.
„Die ersten Monate waren wirklich für alle Be- teiligten keine einfache Zeit“, sagt Nicole Bem- mann rückblickend, „aber die Mitarbeiter haben es wirklich topp gemacht.“ Zwar habe es etwas gedauert, bis sie sich als Quereinsteigerin und Branchenneuling das Vertrauen der Angestellten erworben hatte, aber mittlerweile läuft alles rund und stabil. Zum Vertrauensgewinn habe maß- geblich beigetragen, dass sie ihren Mitarbeitern gegenüber von Anfang alle Entscheidungen und Maßnahmen offen kommuniziert und begründet habe, ist sich Bemmann sicher. Überhaupt hält die Jung-Unternehmerin Transparenz für außer- ordentlich wichtig in der Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden.
Update
Mit Kreativität gegen die Krise
Die Corona-Krise hat auch die Picobello- Sauber-Textilpflege nicht verschont WRP hat Geschäftsinhaberin Nicole Bemmann gefragt, wie sie mit der Ausnahmesituation umgeht Hier ihre Antwort:
„Noch wissen wir nicht, ob es ein Segen ist, dass wir Wäschereien geöffnet haben Egal wie man es dreht, auch wir in den kleinen Wäschereien werden massive Um- satzeinbußen verbuchen Sieht man es
Die selbst entworfenen Mundschutz- Kreationen ...
... bringen etwas Farbe in den bleiernen Corona-Alltag.
Nicole Bemmann hat auch in den Zeiten von Corona ihren Opti- mismus nicht verloren.
positiv, können wir uns freuen, in unserer Isolation dennoch etwas Abwechslung am Tag zu haben In den letzten Tagen hatte ich den Eindruck, dass die Kunden froh sind, dass unsere Wäscherei geöff- net ist – wir sind zum Tagesziel und zur Kommunikationsstätte geworden Meinen Mitarbeitern ist es wichtig, ihren Arbeits- platz zu behalten Das geht natürlich nur mit Kurzarbeitergeld Ich habe mit ihnen gesprochen, dass wir diese Krise nur ge- meinsam bewältigen können, vergleichbar mit dem Eheversprechen: In guten wie in schlechten Zeiten Wir teilen uns den Tag in drei Schichten
Außerdem sind wir kreativ geworden Vor das Geschäft haben wir ein Banner mit dem neuen „www“ – „Wir waschen weiter“ gehängt Es flattert im Wind neben einem farbig passenden Kleid Zudem nähen wir gerade Schutzmasken – waschbar, vierla- gig, mit Filterfach und mit Nasenklemme in bunten Farben Auch wenn es nach der Corona-Krise sicherlich etwas dauern wird, bis sich der Markt in den Wäsche- reien stabilisiert, so bin ich optimistisch, dass wir es schaffen werden
www.wrp-textilpflege.de
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