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Interview des Monats
 Weil Wäschereien immer produktiver arbeiten müssen, hat die Firma Kannegiesser vor einigen Jahren die Smart Laundry entworfen. Im Kern gewährleistet das Konzept, dass jedes Wäscheteil immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Wir sprachen mit Firmenchef Martin Kannegiesser über die Aktualität der Smart Laundry – gerade in Zeiten der Corona-Pandemie – und über die steigende Wäschevielfalt in den Betrieben.
 WRP: Herr Kannegiesser, schon seit einigen Jah- ren tragen Sie und Ihr Unternehmen die Botschaft der Smart Laundry – der smarten Wäscherei – in die Branche. Welche Bedeutung hat das Konzept heute ?
Martin Kannegiesser: Für jede Wäscherei sind eine hohe Produktivität, eine hohe verlässliche Lieferqualität und hygienisch absolut sichere Er- gebnisse elementar – das gilt grundsätzlich und besonders in dieser Krisenzeit der Corona-Pande- mie. All diese Anforderungen werden durch eine Smart Laundry – inklusive unseres Onlinemess- systems Qualitech – gewährleistet. Gleichzeitig lie- fert das Konzept die richtige Antwort auf die stei- gende Wäschevielfalt in den Betrieben.
Es ist richtig, dass wir uns mit der Smart Laundry seit einigen Jahren beschäftigen. Smart ist heute irgendwie alles und jeder. Wir versuchen mit dem Begriff der Smart Laundry auch zu verdeutlichen, dass die Entwicklung der Einzelmaschine bzw. ihre Weiterentwicklung nach wie vor bei uns im Fokus steht und dies auch so bleiben wird. Aber in den letzten Jahren ist es auch immer wichtiger geworden, den Blick auf den Gesamtverbund Wä- scherei zu richten.
Wir haben uns intensiv in anderen Branchen umgeschaut, vor allem in der Automobilindus- trie. Diese Industrie hat schon früh erkannt, dass mit Automatisierung und Roboterisierung eine hohe Produktivität gewährleistet werden kann. Aber noch viel wichtiger für hoch produktive Pro- zesse ist für die Automobilindustrie, immer den gesamten Arbeitsfluss im Blick zu behalten. Die- se Erkenntnis lieferte die Vorlage für die Smart Laundry.
WRP: Wo sehen Sie die größten Produktivitätseffek- te in den Wäschereien ? Was leistet dazu die Smart Laundry ?
Kannegiesser: In vielen Wäschereien ist es noch immer Praxis, dass ein Mitarbeiter in der Produk- tion lediglich 50 Prozent seiner Arbeitszeit die Hand am Produkt hat – die restliche Zeit verbringt er damit, Wäschewagen zu suchen und heranzu-
Martin Kannegiesser Zur Person
Diplom-Kaufmann Martin Kannegiesser ist Firmenchef des Technologielieferanten Herbert Kannegiesser in Vlotho/Westfalen und Vorsitzender der Familien- stiftung Martin Kannegiesser. Die Stiftung hält alle Geschäftsanteile der Firma Kannegiesser.
Martin Kannegiesser trat nach dem Betriebswirtschaftsstudium 1966 als Vertriebsleiter in den elterlichen Betrieb ein, übernahm 1970 die Geschäftsführung und 1974 nach dem Tod seines Vaters und Firmengründers auch die Inhaberfunktion. Seit 1975 war er in zahlreichen ehrenamtlichen Funktionen, unter anderem als Vorsitzender in der CDU-Mittel- standsvereinigung.
Im Jahr 1994 wurde er Verhand- lungsführer von Metall NRW, 1996 dessen Präsident und 1997 Vizepräsident von Gesamtmetall. Von September 2000 bis 2012 war er Präsident von Gesamtme- tall, außerdem Vizepräsident des Bundes der deutschen Arbeitge- ber (BDA). In 2010 wurde er zum neuen Präsidenten des Dachver- bandes CEEMET gewählt.
schaffen, Informationen zu bekommen, welcher Kunde nun bearbeitet werden muss und wohin dann mit seiner Wäsche usw. Nur 50 Prozent Ar- beitszeit mit der Hand am Produkt – das ist schon ein sehr erstaunlicher Wert. Es sind in den einzel- nen Situationen zwar keine lange Unterbrechun- gen der Produktivzeit, aber in der Summe sind sie maßgeblich.
Diese Betriebe müssen es schaffen, ihre Prozesse zu verstetigen. In der Smart Laundry sind des- halb der Informations- und der Waren- bzw. Arti- kelfluss vom Wäscheeingang bis zum Wäscheaus- gang verknüpft und miteinander synchronisiert. Somit ist gewährleistet, dass immer der richtige Artikel zur richtigen Zeit am richtigen Platz ist. Damit Mitarbeiter eben nicht suchen, nicht fra- gen müssen und mehr Arbeitszeit mit Hand am Produkt erreicht wird. Dann sind Arbeitsabläufe effizient.
Weil das System Smart Laundry weiß, welcher Wäscheartikel des Kunden welche Bearbeitungs- stufen durchlaufen muss, kann man ihm zum Beispiel an der Faltmaschine auch ein bestimm- tes Faltprogramm zuordnen. Das passiert im Pro- zess automatisch. Dieses Verfahren erhöht nicht nur die Leistung, sondern minimiert gleichzeitig Fehler. Wenn dieser Prozess manuell durch einen Mitarbeiter passiert, muss er erstens die richtige Information besitzen – welcher Kunde, welches Faltbild – und er muss zweitens das richtige Falt- programm einstellen. All das kostet nicht nur Zeit, sondern es passieren an dieser Stelle auch Fehler. Zum Beispiel wenn das falsche Faltprogramm auf- gerufen wird.
Das Konzept Smart Laundry sichert in der Wä- scherei eine hohe Durchgängigkeit, einen kon- stanten, regelmäßigen Durchlauf der Teile. So werden Leerzeiten minimiert und damit die Produktivität gesteigert. Weil Prozesse transpa- rent und automatisiert sind, ist das Risiko von Fehlern gering. Das steigert Lieferqualität und -zuverlässigkeit.
WRP: Ein Grund für Automatisierung ist auch, Per- sonalkosten zu reduzieren.
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