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WHO IS WHO IM SACHVERSTÄNDIGENWESEN
144 FUSSBODENTECHNIK 2 / 2024
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zeigen. Aber unabhängig von seiner Qualifikation trifft der Mitarbeiter auf der Baustelle immer wie- der auf kritische Situationen, zum Beispiel wenn die Heizung nicht in Betrieb ist und die geforderten kli- matischen Bedingungen nicht gegeben sind ...
Kille: Die meisten Anfragen erreichen uns in unse- rem Gutachter-Alltag, weil eine Spachtelmasse nicht in Ordnung ist. Wenn wir uns das auf der Baustelle dann ansehen, liegt zunächst der Verdacht nahe, dass zu viel Wasser in der Mischung ist. Aber tatsäch- lich sind zunächst physikalische Naturgesetze wie zum Beispiel der Taupunkt zu hinterfragen: Wurde ein Gebäude komplett durchgespachtelt und die Fenster blieben geschlossen, dann ist der Boden am nächsten morgen fleckig weiß, weil Wasserdampf bei sinkenden Temperaturen zu flüssigem Wasser wird, das auf die Spachtelmasse fällt.
Und deshalb müssen Vorstriche, Spachtelmassen, Klebstoffe und Sonderprodukte künftig handwerkli- che und baupraktische Unzulänglichkeiten ein Stück weit verzeihen: Das heißt keine 15 °C-Unterboden- temperatur, keine 18 °C-Lufttemperatur, ein Stück weit mehr als 65 %- oder maximal 75 %-Luftfeuchte. Die Produkte, die wir in Zukunft brauchen, müssen so etwas verkraften können.
Auch eine gewisse Restfeuchte aus dem Untergrund zu verkraften, lautet eine relevante Anforderung. Dieses Thema ist bekanntermaßen komplex. Aber wenn Zementestriche heute mit dem Mischungs- verhältnis 1:8 statt 1:5 hergestellt werden, verän- dern sie ihre Ausgangsfeuchte. Muss sich der Verar- beiter auf einmal mit Feuchtigkeit beschäftigen, die zusätzlich aus dem Estrich kommt ?
Kille: Richtig, neue Messwerte, neue Grenzwerte – und der Verleger kennt sie zum Teil nicht. Er kann lediglich die Regeln des Fachs beachten, eine CM-Messung und zusätzlich eine KRL-Messung durchführen. Ich würde nebenbei erwähnt noch ein Stück Folie auf den Estrich kleben, möglichst in einen Bereich mit Sonnenein- strahlung, und am nächsten Tag nachsehen, ob sich darunter Wassertropfen gebildet haben.
Aber die Anforderung sollte natürlich eine ande- re sein, nämlich die nach feuchtigkeitsbeständigen Vorstrichen, Spachtelmassen und Klebstoffen. Die Produkte sollten alkalibeständig und konventionell auf Untergründen mit erhöhter Feuchte verarbeitet werden können.
Die Forderung nach der Verarbeitung von Verlege- werkstoffen im System ist generell nicht neu. Was ist konkret der neue Ansatz ?
Kille: Neu ist, dass künftig feuchte- und alkaliresis- tente Systeme integriert werden. Bei immer schneller werdendem Bauablauf besteht in Zukunft nicht nur die Anforderung der schnellen Aushärtung und Trock- nung der Produkte, sondern auch die der Feuchtebe- ständigkeit und in der Folge auch der Alkalibeständig- keit in Bezug zu mineralischen Untergründen.
Darüber hinaus stellt der Innenausbau im Bestand in Zukunft noch weitere neue Anforderungen an das bo- denlegende Handwerk: Für energetische Sanierungen werden zukünftig dünne Heizestriche benötigt – mög- licherweise auch Dämmschichtsysteme, die zur Wär- medämmung auf den Estrich kommen. In der Vergan- genheit haben sich die Verlegebetriebe hier aber rein auf die Dämmung des Trittschalls fokussiert.
„Verlegewerkstoffe müssen künftig handwerkliche und baupraktische
Unzulänglichkeiten ein Stück weit verkraften.“
Sachverständiger Richard Kille