Page 17 - Orientteppich Kompass 2020 Leseprobe
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Kelim
Der Kelim ist der bekannteste und beliebteste orien- talische flachgewebte Teppich. Fachtechnisch gesehen sind Kelims Tapisseriegewebe. Die Webtechnik, in der Kelims erzeugt werden, basiert auf der Leinwandbin- dung. Bei dieser einfachsten Webstruktur werden die Schussfäden abwechselnd über und unter den Kettfäden durchgeführt, man spricht daher auch von Schussrips- Geweben. Während bei der Leinwandbindung aber
kein Muster entsteht, wird dieses beim Kelim durch die Verwendung verschiedenfarbiger Schussfäden erzeugt. Dabei wird jeder Farbbereich im Muster mit einem eigenen Faden gewebt. Dort, wo zwei Farbbereiche an- einanderstoßen, entsteht deshalb ein kleiner Schlitz im Gewebe (siehe Abbildung). Dieser ist charakteristisch für die häufigste Art der Kelims, die Schlitz-Kelims.
Typisch für Schlitz-Kelims sind die Spalten, die dort entstehen, wo zwei Farbbereiche aufeinanderstoßen.
Greifen die verschiedenenfarbigen Schussfäden ineinander, spricht man von verhängten Schüssen.
Soll der Schlitz vermieden werden, kann man die ver- schiedenfarbigen Schussfäden ineinandergreifen lassen. Sie werden an der Stelle, wo sie aufeinandertreffen, „ver- hängt“ (siehe Abb. unten). Eine andere Technik, die das Entstehen eines Schlitzes beim Farbwechsel verhindert, ist das Verzahnen. Dabei teilen sich die verschieden- farbigen Schussfäden an der Stelle des Farbwechsels denselben Kettfaden (siehe Abb. unten).
Die Feinheit des Kelims wird von der Dichte der Kettfä- den und der Beschaffenheit der Schussfäden bestimmt. Zur Unterscheidung der Provenienz und zur Abgren- zung von Knüpfteppichen wird an die jeweilige Pro- venienz der Zusatz „-Kelim‘ angehängt, z.B. Gaschgai- Kelim oder Senneh-Kelim.
In Schlitz-Kelim-Technik Kelim mit hergestelltes Flachgewebe verzahnten Schüssen
Bei Kelims mit verzahnten Schüssen teilen sich die verschiedenfarbigen Schussfäden einen Kettfaden.
Flachgewebe
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