Page 38 - Heimtex-Star-2024
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 Foto: U. Leibbrand
Im baden-württembergischen Schorndorf hat die 1923 als „Süddeutsche Brokatmalerei“ gegründete Firma U. Leibbrand ihren Sitz.
wenn man vieles in die eigene Firma integ- riert, kann man automatisch nicht mehr al- les selbst in der Hand behalten. „Am Anfang ist das schwierig“, gestattet der Unternehmer einen kleinen Einblick: „Es erfordert, loszu- lassen, anderen zu vertrauen – und die Ent- täuschungen, vor denen Du Angst hast, genau diese Enttäuschungen kommen auch.“ Tech- nikaffine Stuckateure und Ästhetik-verliebte Maler passen nicht auf Anhieb unter den be- rühmten Hut.
LÖSUNGSORIENTIERTES BETRIEBSKLIMA GESCHAFFEN
Aber den hat Frank Krämer den Menschen um sich herum nie übergestülpt. „Wir haben Meistergruppen gebildet. Hierbei handelt es sich um Malermeister, Stuckateurmeister, Raumausstatter- und Bodenlegermeister sowie Schreinermeister. Jede Meistergruppe besteht aus fünf bis 15 Mitarbeitern. Die Meister sind für ihre Teams verantwortlich, sie sprechen mit ihren Kunden und orga- nisieren sich selbst.“ Zu Beginn des Jahres werden gemeinsam Umsatzziele geplant, und natürlich sei er bei Bedarf jederzeit an- sprechbar, besuche auch mal eine Baustelle, lasse aber sonst die Meister, die wie Selbst- ständige agierten, ihre Bereiche entspre- chend führen.
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Ungeachtet dessen ist es dem Inhaber wich- tig, dass es im Betrieb auch ein Miteinander gibt. Dazu diene ein institutionalisierter Aus- tausch – aber vor allem das, was gemeinhin als Unternehmenskultur umschrieben wird: „Wir sind da heute so weit, dass sich die Meister untereinander offen austauschen, wer vielleicht Kapazitäten hat und dem Kol- legen aushelfen kann oder wer kurzfristig Unterstützung benötigt.“ Wenn nicht Top- Down Mikromanagement und Kontroll- wahn vorgelebt werden, entwickele sich ein sehr lösungsorientiertes Betriebsklima, das die Kunden spüren und dem Unternehmen nachhaltig zugute kommt.
Das geht aber nicht von alleine. „Bei uns arbeiten, wie überall, viele Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt der Geschäfts- führer – und will das explizit nur als Bei- spiel verstanden wissen. „Da bin ich als Arbeitgeber schon auch in anderer Hinsicht gefragt, als nur darauf zu achten, dass alle pünktlich zum Dienst erscheinen.“ Will sa- gen: Den Menschen, die zunächst meist in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind, bei der Wohnungssuche behilflich sein, sie auf dem Weg zur Gesellenprüfung unterstützen und bei Bedarf auch mal psy- chologische Unterstützung – „da bekommen wir schneller einen Termin“–, wenn sie die Ereignisse der Vergangenheit einholen – alles
das schließt der Wertekanon bei Leibbrand ein. Frank Krämer sieht das so: „Wenn sich immer weniger Menschen für einen Beruf im Handwerk begeistern, dann müssen wir anders mit ihnen umgehen. Für manche Kollegen ist es heute schon schwieriger, Mit- arbeiter zu finden als Kunden.“
VIEL MEHR
ALS NUR „SOZIALRÄUME“
Wohlfühlen sollen sich die Beschäftigten auch im Unternehmen selbst. „Bei uns stand die Erneuerung des Mitarbeiterbereichs an, wo sich unsere Angestellten duschen, umzie- hen, aber wo sie auch ihre Pause verbringen können. Was wir hier gemacht haben, erin- nert eher an luxuriöse Hotelzimmer als an das, was man früher unter dem Begriff ,So- zialräume‘ verstand.“ Küche, Sanitärbereich mit Walk in-Duschen, Wohnmöblierung – al- les stammt aus der Planung der hauseigenen Diplom-Designerin Imma Gall, die ansons- ten mit ihrer Kollegin Sarah Boudiaf, einer Interior-Designerin, Planungs- und auch Visualisierungsleistungen für die Leibbrand- Kunden erbringt.
„Im Essbereich gibt es neu einen gemeinsa- men Mittagstisch, für den meine Frau das Es- sen zubereitet“, erzählt Krämer, der von selbst auf Wolfgang Grupp und seine Firma Tri-
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