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Interview
„Die Unternehmen
– ob Industrie, Handel oder Handwerk
– haben Schwierig- keiten, außerhalb
der Branche für junge Mitarbeiter sichtbar und als attraktive Arbeitgeber identifiziert zu werden.“
BTH Heimtex: Die deutsche Wirtschaft sieht den Fachkräftemangel als eines ihrer dringendsten Probleme an. Sie arbeiten seit mittlerweile vierein- halb Jahren in der Bodenbelagsbranche. Wie akut ist das Thema in der Branche aus Ihrer Sicht der Personalberaterin ?
Katja Krater: In der Bodenbelagsbranche besteht ebenfalls ein erheblicher Mangel an Fach-, Füh- rungs- und vor allem an Nachwuchskräften. Die Unternehmen – ob Industrie, Handel oder Handwerk – haben Schwierigkeiten, außerhalb der Branche für junge Mitarbeiter sichtbar und als attraktive Arbeit- geber identifiziert zu werden. Damit haben viele Branchen zu kämpfen, die im B2B-Business tätig sind. Die Unternehmen der Branche rekrutieren den Nach- wuchs deswegen notgedrungen aus den eigenen Rei- hen oder die Stellen bleiben unbesetzt. Gleichzeitig hat sich die Anspruchshaltung der jungen Bewerber- generation erhöht. Daraus ergibt sich ein Personal- engpass. Und deswegen stehen die Unternehmen vor der Aufgabe, junge Mitarbeiter wirklich strukturiert zu suchen und an sich zu binden.
Bodenbelagsbranche hat Nachholbedarf
BTH Heimtex: Haben Sie das Gefühl, dass das Thema in der Branche richtig wahrgenommen und ernst- haft angepackt wird? Sie haben in anderen Wirt- schaftszweigen wie beispielsweise dem Anlagenbau, der Automobil- sowie der Finanzbranche gearbeitet und tun dies teilweise auch heute noch – haben also den Vergleich...
Krater: Ja und Nein. Den Trend, sich attraktiv ma- chen zu müssen, haben auch die Unternehmen in der Bodenbelagsbranche mehr oder weniger ver- standen. Während manche auf diesem Gebiet wenig unternehmen, sind andere schon aktiv und machen sich sichtbar. Der heutige Arbeitsmarkt ist ein Arbeit- nehmermarkt, und die Unternehmen müssen um die Gunst von Nachwuchskräften buhlen und sie ordent- lich „bespielen“. Diese junge Zielgruppe – entweder potenzielle Bewerber oder bereits Mitarbeiter –, die die Betriebe an sich binden möchten, hat heute enorm große Auswahlmöglichkeiten. Das führt zu der ange- sprochenen höheren Anspruchshaltung.
BTH Heimtex: Das ist ja auch grundsätzlich Kenn- zeichen der so genannten Generation Y, der heute 20- bis 40-Jährigen, die zwischen den frühen 1980er- und späten 1990er-Jahren geboren wurden und vie- les hinterfragen wollen. (Der Buchstabe Y wird im Englischen „Why“ (Warum?) ausgesprochen. An- merk. d. Red.)
Krater: Das ist richtig. Früher gab es klare Karriere- wege, die auch mit einer gewissen Ruhe absolviert wurden. Junge Mitarbeiter sehen Arbeit und Mitarbeit heute eher als Projekte auf Zeit an. Sie binden sich nicht so schnell und können sich eher vorstellen, auch für ein paar Jahre in eine andere Branche zu wech- seln. Wenn sie dann in einem Unternehmen bleiben, wollen sie schneller vorankommen und setzen sich zum Teil selbstbewusstere Ziele als früher. Die Firmen müssen erst einmal lernen, damit umzugehen. Die
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„Ein geschulter Vertrieb erzielt bessere Preise“
Psychologin Katja Krater ist Personalberaterin in der Bodenbelagsbranche. Mit der speziellen ganzheitlichen Potenzialanalyse kann sie nach eigenen Angaben die Personalgewinnung und -bindung für Unternehmen effektiver machen – und Folgekosten bei möglichen Fehlbesetzungen minimieren.